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Es wird etwas Schlimmes passieren, daran ändern auch die Sitzungen von Carola Kubitz (Anna Maria Mühe) bei Therapeutin Jenny Trumascheck (Birge Schade) nichts. Foto: ZDF

© Hardy Spitz

ZDF-Krimi mit Anna Maria Mühe: Bei den Spreewaldschurken

Anna Maria Mühe nimmt sich im ZDF-Spreewaldkrimi „Die Tote im Weiher“ das Leben. Hinter ihrem Freitod steht ein dunkles Geheimnis.

In den bunten Tintenklecksen eines Rorschach-Tests sieht jeder etwas anderes. „Das sind zwei Menschen mit Kopfschuss. Sie wurden hingerichtet“, sagt Thorsten Krüger (Christian Redl) bei seinem ersten Besuch der Psychotherapeutin Jenny Trumascheck (Birge Schade). „Ich bin Polizist“, fügt Krüger hinzu, denn der Besuch hat dienstliche Gründe. Im siebten Spreewaldkrimi „Die Tote im Weiher“ versucht er an diesem Montagabend, die Hintergründe aufzuklären, die zum Selbstmord von Carola Kubitz (Anna Maria Mühe) geführt haben.

Die Spreewaldkrimis sind eine Besonderheit unter den deutschen Fernsehfilmen. Der erste Krimi aus der Region südöstlich von Berlin trug 2006 den Titel „Das Geheimnis im Moor“ und kam bei Publikum und Kritikern so gut an, dass das ZDF daraus eine Reihe werden ließ, die immer wieder mit herausragenden Filmen wie zuletzt „Mörderische Hitze“ auf sich aufmerksam machte.

Zu den Besonderheiten des Spreewaldkrimis gehört der reichliche Gebrauch von Rückblenden. Der Sender spricht von geheimnisvoll verästelten Filmen mit mäandernden Zeitebenen. Gefühlt die Hälfte von „Die Tote im Weiher“ spielt in der Vergangenheit. Man sieht Carola Kubitz auf der Therapeutencouch liegend, wie sie von ihren Ängsten um das Leben ihrer gerade geborenen Tochter erzählt. In einer anderen Szene geht es noch weiter zurück in die Vergangenheit, denn bereits während der Schwangerschaft treiben sie diese diffusen Ängste um, die sie Ehemann Klaus (Fabian Busch) erzählt. Dann wieder wird der Zuschauer Zeuge, wie Carola nach dem alles verändernden Autounfall, bei dem die neun Monate alte Tochter tatsächlich stirbt, im Krankenhaus erwacht. Doch in diesem Erwachen liegt kein Erinnern. Das kommt erst später. Stück für Stück schält sich das Geschehene aus dem Nebel des herbstlichen Spreewalds. Obwohl Regisseurin Sherry Hormann die Zeitebenen übergangslos verwebt, ist das Drehbuch von Thomas Kirchner – von dem alle Spreewaldkrimis stammen – so klar strukturiert, dass der Zuschauer die Sprünge problemlos nachvollziehen kann.

Bereits vor der Geburt ihres Kindes träumt sie von dessen Tod

Carola und Klaus Kubitz waren ein glückliches Paar, er ein beliebter Geschichtslehrer in Lübbenau, sie hatte einen gut laufenden Blumenladen. Zusammen mit ihrem Kind hätten sie eine glückliche Familie werden können. Wäre da nicht die Vorahnung gewesen. Dass sie in Erfüllung geht, treibt sie in den Freitod.

Anna Maria Mühe spielt die junge Frau wie nicht von dieser Welt. Tatsächlich findet die Gerichtsmedizin bei Carola Kubitz erhebliche Spuren von Pilzen mit halluzinogener Wirkung, die Thorsten Krüger auf den Plan rufen. Der Kommissar hat zwar keine Vorahnungen, aber auch er kann sehr feinfühlig sein. Nicht gerade bei Menschen in seiner näheren Umgebung – was ihm im Verlauf der Handlung noch mehrfach vorgehalten wird. Doch wenn es um ein Verbrechen geht, verfügt er am Tatort über ganz besondere Antennen.

An seiner Seite ist erneut Polizist Fichte (Thorsten Merten). Er steht loyal zu Krüger, ohne dabei unterwürfig zu sein. Und er hat ein phänomenales Gedächtnis. Er kann die längsten Gedichte mühelos rezitieren, ist aber genauso in der Lage, sich auch an lange zurückliegende Geschehnisse seiner polizeilichen Arbeit zu erinnern. Zum Dreh- und Angelpunkt dieser am Ende doch kriminalistischen Geschichte wird jedoch die Praxis der Therapeutin. Denn Carola Kubitz ist nicht die Einzige, die unter wahnhaften Vorstellungen leidet. Auch der aufstrebende Kommunalpolitiker Charlie Matzke (Thomas Loibl) hat sich in Behandlung begeben. Für ihn gibt es keine Nacht, in der er nicht von Albträumen heimgesucht wird. Immer wieder sieht er, wie er ermordet wird.

Die Spreewaldkrimis haben einige Besonderheiten

Die Zeitsprünge sind die eine Besonderheit der Spreewald-Krimis, die leise und sehr berührende Erzählweise eine andere. Mit ihrer zarten, ja fast zärtlichen Inszenierung habe Sherry Hormann dieses Geflecht aus Angst, Schuld, Trauer, Vergebung und Liebe in ein so wundervoll poetisches Ganzes gegossen, dass auch in Selbstmordszenen mehr mitschwingt als pure Tragik, lobt Produzent Wolfgang Esser zu Recht die Regisseurin.

Eines kann der Film jedoch nicht bieten: Hoffnung auf ein anderes, weniger trauriges Ende. Einmal, während einer Hypnosesitzung, sagt die Therapeutin zu Carola Kubitz. „Sie wissen, dass Ihre Tochter sterben wird.“ Sie weiß es und auch dem Zuschauer ist bewusst, dass am Ende nur der Weiher wartet.

„Spreewaldkrimi – Die Tote im Weiher“, ZDF, Montag, 20 Uhr 15

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