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ZDFinfo: Jung, männlich, im Aufwind

Der digitale Kanal soll weiter Experimentierfeld fürs Zweite sein.

Wäre Norbert Röttgen jetzt Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, wenn es den Sender ZDFinfo und dessen Talksendung „log in“ nicht gäbe? Wohl auch dann nicht, aber über den Coup mit Röttgen freuen sie sich beim ZDF immer noch. Auf die Frage, ob er nach Düsseldorf gehen werde, sagte der Bundesumweltminister und Spitzenkandidat der CDU vier Tage vor der NRW-Wahl im Mai 2012: „Bedauerlicherweise entscheidet nicht allein die CDU darüber, sondern die Wähler entscheiden darüber.“ Geistesgegenwärtig fragte Moderator Wolf-Christian Ulrich nach: „Bedauerlicherweise?“, womit er Röttgen erst recht ins Schleudern brachte.

Das Video verbreitete sich rasant im Netz, das Zitat machte eine blitzsaubere Medienkarriere. Das hat für Ansehen im Hause ZDF gesorgt, bestätigte Chefredakteur Peter Frey beim Pressegespräch. Nicht unwichtig in Zeiten, in denen Medienpolitiker auf eine Reduzierung der öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle drängen. „Sicher ist nichts. Auch ZDFinfo hat keine Ewigkeitsgarantie“, sagte Frey. Die Perspektive ist nicht schlecht: Die Marktanteile steigen, und sei es hinter dem Komma. 0,5 Prozent betrugen sie im Juli, bei den 14- bis 49-Jährigen 0,6 Prozent.

Vor einem Jahr hat ZDFinfo sein Programm umgestellt, weg von viertelstündigen Infoschleifen hin zu Dokus und Reportagen, die zu thematisch verwandten, längeren Programmstrecken gebaut werden. Ein besonderer Schwerpunkt: die Zeitgeschichte. „Alle Teile gehen sehr gut“, sagte ZDFinfo-Chef Robert Bachem, für den der Sender auch Experimentierfeld und „Themenfinder“ sein soll. 80 Prozent sind jedoch Wiederholungen, hinzu kommen eigene Produktionen wie „log in“ oder der „Elektrische Reporter“. Außerdem werden ZDF-Marken im Spartenkanal verlängert: Bei „Heute plus“ können Zuschauer und User im Anschluss an die 19-Uhr-Sendung Fragen an Redakteure und Moderatoren stellen. Ein crossmediales Angebot, das noch nicht so richtig eingeschlagen hat. „Davon hatte ich mehr Resonanz erhofft“, sagte Frey. Größte Sorge des Senders ist aber: Nur ein Drittel des Publikums ist weiblich. tgr

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