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ZDF-Chefredakteur Peter Frey

© dpa

Das Erste gewinnt: Zuschauer für die Monarchie

Die britische Prinzen-Hochzeit erzielte am Freitag Traumquoten. Doch ARD und ZDF diskutieren jetzt über das Konzept der Doppelübertragung von Großereignissen.

Die Fernsehzuschauer in der Bundesrepublik Deutschland haben sich am Freitag für die Monarchie entschieden. Mit mehr als insgesamt 14 Millionen Zuschauern war die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton eines der größten TV-Ereignisse des bisherigen Jahres.

Die vier großen Sender ARD, ZDF, RTL und Sat 1 hatten die Hochzeit parallel live übertragen. Klarer Sieger bei den Zuschauern war das Erste: 4,48 Millionen Menschen schalteten im Schnitt von 9 Uhr bis 15 Uhr ein und lauschten unter anderem den Erklärungen von Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert – das war jeder dritte Fernsehzuschauer zu dieser Zeit (Marktanteil: 34,5 Prozent).

Hingegen erreichte das Zweite, das mit der überdrehten Moderatorin Andrea Kiewel und ihrem wenig kenntnisreich wirkenden Kollegen Norbert Lehmann dem Ereignis nicht gerecht werden konnte, mit 2,48 Millionen Zuschauern zwei Millionen weniger als das Erste. Trotzdem zog ZDF-Chefredakteur Peter Frey eine positive Bilanz. Auch wenn sich das „Recht des ersten Knopfs“ durchgesetzt habe, liege das Zweite auf „einem sicheren Platz zwei“. Mit einem Marktanteil von 20,8 Prozent habe der Mainzer Sender deutlich über seinem für die Uhrzeit sonst üblichen Schnitt von etwa elf Prozent gelegen.

Die Kritik an der Doppelübertragung durch die beiden öffentlich-rechtlichen Sender wehrten sowohl ARD als auch ZDF erneut ab. „Angesichts des großen Erfolgs der Übertragung im Ersten müssen sich deren Kritiker fragen lassen, wie nahe sie bei den Interessen der Zuschauerinnen und Zuschauern sind“, sagte Lutz Marmor, Intendant des Norddeutschen Rundfunks, der für die Übertragung im ARD-Verbund verantwortlich war.

Auch Frey fühlt sich in der Entscheidung bestätigt. „Derjenige, der nicht dabei gewesen wäre, hätte den anderen Sendern das Feld überlassen und wäre der Verlierer des Tages gewesen.“ Verlierer des Tages sind nach Freys Ansicht am Freitag die Privaten gewesen. Bei RTL verfolgten 2,09 Millionen Zuschauer (Marktanteil 13,4 Prozent) die Ankunft der Gäste, die Trauung und Abfahrt des Brautpaares zum Buckingham Palast, Sat 1 erreichte mit seiner sechsstündigen Übertragung lediglich 790 000 Zuschauer ( Marktanteil 6,0 Prozent).

Frey betonte, dass die Übertragung für das gebührenfinanzierte ZDF unter finanziellen Gesichtspunkten günstig gewesen sei. „Wir sind bei unserem Versprechen geblieben und haben mit rund einer halben Million Euro das gleiche Geld ausgegeben, was für diese Programmstrecke normalerweise anfällt“, sagte Frey. Das Weltbild sei von der BBC kostenlos zur Verfügung gestellt worden, zudem habe das ZDF kostenlos die Bilder des britischen Partnersenders ITN nutzen können.

Weitere Doppelübertragungen von royalen Hochzeiten stehen vorerst allerdings nicht an. Die Trauung von Prinz Albert von Monaco mit Charlene Wittstock am 2. Juli zeigt nur das ZDF. Auch wenn Papst Benedikt XVI. im September nach Deutschland kommt, wollen sich die Öffentlich-Rechtlichen abwechseln. „Wir befinden uns in intensiven Abstimmungsgesprächen, um eine Doppelübertragung zu vermeiden und ich bin zuversichtlich, dass das auch klappt“, sagte Frey.

Auch im Internet war die Hochzeit am Freitag der Renner. 2,4 Millionen Live-Streams der Zeremonie seien weltweit angeschaut worden, teilte das US-Unternehmen Akamai mit. Damit war die royale Trauung der meistangesehene Live-Stream in der Geschichte des World Wide Web. Doch auch mit einem royal-freien Kontrastprogramm konnte gepunktet werden: Der Sender Phoenix erhöhte seinen Marktanteil mit dem Schwerpunkt „Es lebe die Republik!“ um die Hälfte auf 1,5 Prozent. Sonja Pohlmann

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