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Carolyn McCall, die Chefin von Easyjet.

© AFP

Update

Easyjet-Chefin zum BER: "Die Probleme in Berlin sind eine Schande"

Berlin hat dem Billigflieger Easyjet einiges zu verdanken. Der Aufstieg zum europäischen Schmelztiegel hat auch mit dem "Easyjetset" zu tun. Doch Easyjet-Chefin Carolyn McCall geht mit der Stadt wegen des BER-Debakels jetzt hart ins Gericht.

Ihr Unternehmen hat einen eigenen Trendbegriff hervorgebracht. Den des "Easyjetsets". Damit sind all jene Leute gemeint, die in den vergangenen Jahren zum Ruf Berlins als coolem Schmelztiegel wesentlich beigetragen haben. Sie kommen aus Liverpool zum „Pub Crawl“ oder fliegen von Mailand aus zum Geschichtstrip ein. Möglich wurde diese Art des Städte-Hoppings vor allem durch die Anbindung des früheren DDR- Flughafens in Schönefeld an das Netz von Easyjet im Jahr 2004.

So gesehen hat Berlin der britischen Billigfluglinie einiges zu verdanken: Im vergangenen Jahr meldete Easyjet den 30-millionsten Passagier in der Hauptstadt. Eine ungestörte Geschäftsbeziehung allerdings hat sich seitdem nicht entwickelt zwischen der Stadt und der Airline. Das bewies am Mittwoch ein Interview mit Easyjet-Chefin Carolyn McCall im "Handelsblatt": "Ich muss zugeben, dass die Probleme in Berlin eine wirkliche Schande sind", schimpfte sie dort.

McCall machte darin klar, dass die haarsträubenden Pannen rund um den Flughafen BER längst nicht mehr nur ein Imageproblem sind. Als das Flughafendesaster vor knapp zwei Jahren seinen Lauf nahm, hatte man im Ausland noch Witze gerissen über die angeblich so perfekt organisierten Deutschen. Jetzt aber findet die Easyjet-Chefin deutliche Worte: "Die Unsicherheit schafft keine Basis, um den Luftverkehr in Berlin zu entwickeln." In dem Interview spricht McCall auch darüber, was ihr durch den Kopf ging, als sie ein paar Wochen für dem anvisierten Eröffnungstermin im Juni 2012 das Terminal besuchte: "Mein Eindruck war: Wenn das mein Haus wäre, würde ich in Schwierigkeiten stecken. Aber ich habe auf die deutsche Zuverlässigkeit vertraut."

McCall jedenfalls scheint ihr Unternehmen professioneller zu managen, als es die BER-Chefs je taten. Sie hat eine sehr angelsächsische Karriere hinter sich, die in Deutschland so kaum möglich wäre. Die studierte Historikerin arbeitete als Lehrerin, bevor sie beim "Guardian" in der Anzeigenabteilung einstieg. Dort wurde sie später Geschäftsführerin und baute maßgeblich die erfolgreiche Online-Sparte der Traditionszeitung auf. 2010 wurde sie überraschend Easyjet-Chefin. Dort legt sie sich schon mal mit Firmengründer Stelios Haji-Ioannou an. Zwischendurch wurde sie sogar als neue BBC-Chefin gehandelt. Ihr Erfolg: Nach einem zwischenzeitlichen Dämpfer ist Easyjet inzwischen wieder hochprofitabel – ein Ergebnis, von dem BER-Chef Hartmut Mehdorn nur träumen kann.

Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version des Textes hieß es: "Berlin ist eine Schande". Wir haben das Zitat korrigiert. Es lautet: "Ich muss zugeben, dass die Probleme in Berlin eine wirkliche Schande sind."

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