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CSU-Chef Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

© dpa

CSU: Der Obernarr

Horst Seehofer führt seine eigenen Parteifreunde vor. Damit zeigt der CSU-Chef nur seine eigene Schwäche.

Von Robert Birnbaum

Mit seinem neuen Drang zur Offenheit („Das können Sie alles senden!“) hat Horst Seehofer kein Glück. Erst geht ihm ein Sprecher verloren, weil das ZDF ausplaudert, wie der CSU-Mann den Sender bedroht. Dann haut der Chef selbst Parteifreunde auf üble Weise in die Tonne. „Zar Peter“ Ramsauer kommt halbwegs glimpflich davon. Markus Söder aber weiß seit dem Weihnachtsessen des Ministerpräsidenten mit der Münchner Landespresse, wie der Chef seinen Finanzminister sieht: als charakterschwachen Ehrgeizling und Schmutzfinken.

Dass Seehofer seine Leute mobbt, ist nicht neu. Seit er CSU-Chef geworden ist, pflegt der Ingolstädter eine spezielle Art der Selbstüberhebung. Jeder Minister und viele führende Funktionäre haben schon über sich ergehen lassen müssen, vor tausend Parteitagsdelegierten an kleine Schwächen erinnert oder derart übertrieben belobigt zu werden, dass das Lob in Spott umschlägt. Seehofer nennt das Humor. Die, die er zum Narren hält, können nicht lachen.

Nun wäre das noch akzeptabel, wenn sich da einer beim Versuch, die Hackordnung im eigenen Gehege klarzustellen, gelegentlich im Ton vergriffe. Seehofer hat eine Reihe Jüngerer ins Rampenlicht gebracht. Man muss nicht jeden genial finden; aber insgesamt steht die CSU in Nachwuchsfragen weit besser da als andere Parteien. Das ist ein unbestreitbares Verdienst des Vorsitzenden. Dass er allzu keck nach vorne drängelnde Jungstars gelegentlich stutzt – geschenkt.

Das Problem ist das Wie. Seehofers Sottisen überschreiten regelmäßig eine unsichtbare Grenze. Kritik, auch deftige, auch zwischen Parteifreunden ist das eine. Charakterliche Herabsetzung ist etwas völlig anderes. Sie ist nicht nur unanständig, sondern schlicht dumm. Ein Chef, der sich auf Kosten von Mitarbeitern selbst erhöht, zeigt damit nur, dass er es nötig hat. Was Stärke demonstrieren soll, verrät bloß Schwäche.

Seehofers jüngster Ausfall ist umso dümmer, als er ihn politisch schon gar nicht nötig hätte. Die CSU steht ganz gut da, auch ohne ihren Ex-Star Guttenberg. Seehofer hat versucht, den Gefallenen als Wahlkampfhelfer zurückzuholen, vergebens. Jetzt schimpft er ihn „Glühwürmchen“. Ein Beleidigter, der die Trauben schmäht, die ihm zu hoch hängen – will der Mann damit ernsthaft Wahlen gewinnen?

„Ich muss auch jeden Tag viel hinnehmen“, sagt Seehofer. Das soll wohl eine Verteidigung sein. Sie zeigt aber bloß, dass er vergessen hat, was man früher kleinen Kindern beigebracht hat: Wer mit einem Finger auf andere zeigt und sie zum Beispiel als charakterschwache Ehrgeizlinge mit Drang zum Rumschmutzen beschimpft, der weist mit vier anderen auf sich selbst zurück.

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