zum Hauptinhalt

Meinung: Ein Lesesaal sollte ein Lesesaal sein, kein architektonischer Gag

„Brunnen des Wissens / Eine Hommage an die neue Bibliothek der Humboldt-Universität“ von Martin Mosebach vom 20. Juli Martin Mosebach hält Elogen auf das Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, die neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität.

„Brunnen des Wissens / Eine Hommage an die neue Bibliothek der Humboldt-Universität“ von Martin Mosebach vom 20. Juli

Martin Mosebach hält Elogen auf das Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, die neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität. Er verkennt jedoch, dass die Bibliothek für Studenten ein Ärgernis ist, weil sie die Hälfte der Sitzplätze für einen architektonischen Gag opfert. Die Arbeitsplätze sind ab zehn Uhr belegt, wer bis zwölf Uhr im Seminar sitzen muss, hat Pech gehabt.

Die Situation hat sich seit der Eröffnung der neuen Bibliothek für die Studenten nicht verbessert, sondern verschlechtert, dafür aber mit Terrassen und Mosebachs Indienassoziationen. „Einen Tempel hat Max Dudler gebaut“, schreibt Mosebach. Richtig! Eine Bibliothek hätte er bauen sollen.

Es scheint ein Trend zu sein, Bibliotheken nicht mehr für Studenten sondern als Prestigeobjekt zu bauen. Die Philologische Bibliothek der FU ist zwar ein architektonisches Vorzeigeobjekt (Architekt: Lord Norman Foster!), hat aber ebenfalls zu wenig Sitzplätze, weshalb am Wochenende sogar Einlasskontrollen durchgeführt werden: für Nicht-FUler kein Zutritt.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Staatsbibliothek schlauer war und ihren Lesesaal Unter den Linden, der 2011 eröffnet werden soll, auch als Lesesaal baut und nicht als Freizeitvergnügen für Architekturfreunde.

Tilman Birr, Falkensee

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false