zum Hauptinhalt
Der BER will hoch hinaus - doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

© dpa

Flughafen BER: Durch den Seiteneingang

Alles auf gutem Weg also? Kaum. Dass der Milliarden teure neue Flughafen BER vorläufig nur mit deutlich reduzierter Leistung betrieben werden kann, macht aus einer sehr großen Blamage allenfalls eine etwas kleinere.

Nein, auch am Freitag kam die Fee nicht am neuen Flughafen in Schönefeld vorbei, um mit einem zauberhaften Abrakadabra alle Probleme weg- und den Flughafen ans Netz zu wünschen. Für irdische Widrigkeiten müssen irdische Lösungen gefunden werden, und der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft hat dazu beigetragen, was er in der vertrackten Situation beitragen konnte. Das Gremium hat die nächsten Schritte beschlossen und damit gleichzeitig auch eine personalpolitische Richtungsentscheidung vorgenommen.

Hartmut Mehdorns Konzept der Teilöffnung des BER hat sich durchgesetz

Hartmut Mehdorns Konzept einer vorsichtigen Öffnung zunächst des Nordpiers findet offenbar eine Mehrheit, die Vorstellung seines Technikchefs Horst Amann, den Gesamtverkehr von Schönefeld/alt auf einen Schlag zum neuen Flughafen herüberzunehmen, wurde abgelehnt. Die Fluggäste der Ferienflieger Condor und Germania können mit ihrem großen Gepäck in der Taxe vorfahren oder den eigenen Wagen im Parkhaus lassen, im Nordpier einchecken, dort die Sicherheitskontrollen passieren und in die Flieger einsteigen. Mehdorn machte dem Aufsichtsrat glaubhaft, dass er so nach und nach die 56 übergeordneten technischen Systeme des neuen Flughafens, von denen die meisten noch nicht zuverlässig laufen, auf ihre volle Funktionsfähigkeit hin stabilisieren könne.

Entscheidend ist, dass bei diesem Vorgehen weder die Haupthalle noch der unterirdische Bahnhof gebraucht werden. Beide hätten aber in Betrieb genommen werden müssen, wäre der Aufsichtsrat dem Amann-Vorschlag gefolgt, den gesamten Flugverkehr zum BER zu verlagern. Der zuständige Landrat als Zulassungs- und Prüfbehörde hätte das niemals akzeptiert. Schließlich war der fehlende Brandschutz der Grund, die geplante Eröffnung zu stoppen. Die Idee Amanns, zur Abfertigung am Terminal Zelte aufzustellen (Spötter sprechen von den „Vereinigten Hüttenwerken“) ist absurd. Siemens arbeitet jetzt an der Koordinierung von Entrauchung und Frischluftzufuhr, einen Konflikt mit dem Systempartner Bosch gibt es dabei nicht.

Der BER-Aufsichtsrat sprach nicht über einen Eröffnungstermin für den Flughafen

Worüber der Aufsichtsrat gestern nicht sprechen wollte, waren der Zeitrahmen bis zur Eröffnung und weitere Terminfragen. Das steht erst im Oktober bei der nächsten Sitzung auf der Tagesordnung, wenn Siemens mehr darüber sagen kann, wie viel Zeit seine Entwickler und Techniker brauchen. Dann, nach der Bundestagswahl, wird auch erst über den endgültigen Vorsitz nach dem Ausscheiden von Matthias Platzeck entschieden. Klaus Wowereit, der Vize, fühlt sich vorläufig in die Pflicht genommen. Gut möglich, dass dies eine Dauerlösung wird. Ob nach dem 22. September CDU-Mann Rainer Bomba noch als Staatssekretär im Aufsichtsrat sitzt, sieht man dann.

Staatssekretär Rainer Bretschneider wird wohl Platzecks Nachfolger im Aufsichtsrat

Vorher wird wohl schon Staatssekretär Rainer Bretschneider von der brandenburgischen Landesregierung als Nachrücker für Platzeck nominiert werden. Eine gute Lösung, Bretschneider hat sich seit Januar als Flughafenkoordinator des Landes gut in die komplexe Materie eingearbeitet. Ebenfalls nach der Wahl wird auch über das weitere Schicksal von Horst Amann entschieden. Dass der Technikchef mit Mehdorn über Kreuz liegt, hat sich rumgesprochen, dass Mehdorn nicht nur zur Nachgiebigkeit neigt, ist bekannt.

Alles auf gutem Weg also? Kaum. Dass der Milliarden teure neue Flughafen vorläufig nur durch den Seiteneingang betreten und lediglich mit deutlich reduzierter Leistung betrieben werden kann, macht aus einer sehr großen Blamage allenfalls eine etwas kleinere.

Zur Startseite