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Post spart: Montags keine Briefe mehr

Sie haben es noch gar nicht gemerkt? Vielleicht, weil Sie nie auf die Idee kämen, dass ein Geschäftspartner Ihnen das gleiche Geld abnimmt wie immer, aber plötzlich erheblich weniger leistet. Die Post tut das.

In den Ferienmonaten bleiben überregionale Briefe am Wochenende liegen. Wer samstags in Berlin eine CD in einer der verbliebenen Filialen aufgibt, darf nicht damit rechnen, dass der Adressat in München oder Stuttgart den Gruß vor Dienstag in Händen hält. Früher war ein Brief am Montag da. Anachronismus in einer Welt von E-Mail und SMS. Alles wird immer schneller, die Post langsamer.

Raffinierterweise werden die überregionalen Briefe nicht bearbeitet. Da kommt nicht so schnell jemand auf die Idee, den Brief mal eben selbst vorbeizubringen – und die Konkurrenten sind bundesweit nicht so gut aufgestellt.

Noch ist es ein Test. Angeblich sollte kein Kunde eine Einschränkung merken. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Als Postkunde fühlt man sich verhöhnt, und ahnt nichts Gutes. Einen Test macht man, um etwas später regelmäßig zu tun: Stiekum sollen die Kunden offenbar an eine Situation gewöhnt werden. Protestieren nicht genügend Leute, wird die neue Situation bald als Status quo verkauft. Wann, fragt sich der geschulte Kunde, wird ein saftiger Aufschlag erhoben, wenn ich meine Briefe nicht erst nach mehreren Tagen beim Adressaten wissen will? Schon jetzt kosten Expressdienste extra. Wie lange wird es wohl dauern, bis uns das, was wir bisher normal finden, also die Auslieferung in der Regel am nächsten Werktag, als Zusatzdienst gegen besondere Bezahlung angeboten wird? Eigentlich würde man denken, dass geringere Leistung in niedrigeren Preisen beim Verbraucher ankommt. Davon hat die Post nichts gesagt.

Natürlich muss ein Unternehmen wirtschaftlich arbeiten. Aber auf dem Rücken der Verbraucher zu sparen, ist nicht mal die feine Berliner Art. Ist es wirklich der beste Weg, zuerst mal die Kunden zu veräppeln und so zu verärgern? Oder ist die Privatpost der Firma inzwischen vor allem lästig?

Zustellbezirke werden auch zusammengelegt. Das heißt im Klartext, dass die Post oft, wenn sie denn kommt, an dem Tag auch noch reichlich spät da ist. Wer aber kennt nicht dieses blöde Gefühl, wenn der Postbote ewig auf sich warten lässt? Und was für ein Gefühl mag es für die Postboten sein? Weniger dürfen mehr machen und mancher Kollege landet vermutlich bei der Agentur für Arbeit. Dann zahlen wir alle deren Einkommen – selbst wenn wir nicht mal einmal im Jahr ein Weihnachtspäckchen verschicken.

Sicher: Die, die ohnehin nur noch Rechnungen in ihrem Briefkasten finden, warten wohl gern auch eine ganze Woche. Wem das genügt, dem kann die Post einen entsprechenden Vertrag anbieten: Zustellung nur noch freitags. Dann muss auch im Urlaub nicht so oft jemand nachschauen kommen. Doch einfach für alle durch die Hintertür das Angebot zu verringern, ist im Zeitalter der Dienstleistung kein Modell. Die Post muss ehrlich sagen, was sie zu welchem Tarif anbietet. Dann entscheidet der Kunde.

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