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Niedergeschlagen: David McAllister.

© dpa

Porträt: „Ich könnte die Wände hochlaufen“

Seit er in Niedersachsen die Wahl verloren hat, macht Angela Merkels Nachwuchshoffnung David McAllister nicht gerade eine gute Figur.

David James McAllister, um mit dem absolut Positivsten zu beginnen, ist ja eigentlich Berliner. Der Vater, ein Schotte aus Glasgow, arbeitete hier von 1955 an als Zivilbeamter der britischen Truppen. Inzwischen wohnt der Sohn mit Frau und Kindern, zwei Töchtern, in Bad Bederkesa, das ist im Landkreis Cuxhaven. Bemerkenswert vor allem für die CDU ist auch, dass er der erste deutsche Ministerpräsident ist – bald war –, der die doppelte Staatsangehörigkeit besitzt. Auf der Insel haben sie beim offiziellen Besuch seinen eher britischen Humor denn auch ganz wunderbar gefunden. Als Letztes in dieser Reihe: 2005, da war er gerade zwei Jahre Fraktionschef in Hannover im Landtag, wollte ihn Angela Merkel zum CDU-Generalsekretär machen, er lehnte ab. Das fanden wiederum in Niedersachsen ganz viele wunderbar.

Und jetzt hat er geweint, als er die Wahl verlor. Hätte die „Wände hochlaufen können“ deshalb. Hat so sehr die Fassung verloren, dass ihn „Mutti“, wie Merkel in der CDU genannt wird, öffentlich trösten musste. Dann hat es McAllister aber abgelehnt, Fraktionschef im Landtag zu werden, nach gut zwei Jahren als Regierungschef; und das finden nun nicht mehr gar so viele in seiner eigenen Partei wunderbar. Von wegen „stiff upper lip“, wie die Briten sagen, Haltung auch nach Schicksalsschlägen. Einer aus der Spitze hat ihn darum aufgefordert, jetzt doch die Fraktion zu führen, bis auf Weiteres: Wolfgang Schäuble. Der hat ja auch seine Erfahrungen mit Niederlagen. Schäuble hatte sich allerdings stets mit dem Wissen getröstet, dass Politik Ämter immer nur auf Zeit bereit hält und dass darum kämpfen muss, wer gestalten will.

Nur ein Sitz mehr im Parlament für den Sozialdemokraten Stephan Weil: David McAllister hat das nicht zum Kämpfen bewegen können. Noch ist Weil nicht gewählt, noch hat er nicht eine einzige Abstimmung überstanden, aber McAllister will es jetzt lieber mal ruhiger angehen lassen. Nach Berlin, in die Bundespolitik, will er auch nicht wechseln, obwohl ihn Merkel hier schon noch unterbringen würde; immerhin hat er sich ja bei ihr stets bemüht gezeigt. Er darf sie sogar duzen.

Seine Familie daheim hat – wie er gerade dem „Spiegel“ erzählte – beschlossen, ihn wieder als vollwertiges Mitglied aufzunehmen, allerdings ohne Handy, Zeitung oder E-Mails am Essenstisch. Also das zählt sicher zum Positivsten, was es von ihm derzeit zu berichten gibt.

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