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Aydan Özoguz, neue Staatsministerin für Integration, im Kreise von Kabinettskollegen

© Maurizio Gambarini/dpa

Staatsministerin für Integration: Aydan Özoguz: „Deutsch ist meine erste, nicht meine Muttersprache“

Zum ersten Mal nimmt eine Frau mit türkischen Wurzeln Platz am Tisch des Bundeskabinetts. Aydan Özoguz, Sozialdemokratin aus Hamburg, ist eine Fachfrau für Integrationsfragen. Ein bisschen geschult hat sie auch ihre Familie - der türkische wie der deutsche Teil.

Dass sie eine Hamburger Deern ist, steht auf ihrer Homepage nur für die, die sie noch nicht selbst erlebt haben. Der Schuss Missingsch im Tonfall, das Hochdeutsch der Hamburger, die freundliche Zurückhaltung, die man weiter südlich für kühl hält: Hanseatischer geht es kaum. Da passt auch das Elternhaus. Aydan Özoguz ist Tochter von Kaufleuten, die 1961, sechs Jahre vor Aydans Geburt, aus der Türkei nach Hamburg kamen. Sie wuchs zweisprachig auf und sattelte im Studium in Hamburg – neben Betriebswirtschaft Anglistik und Spanisch – sprachlich noch drauf. Damals war sie auch zwei Jahre lang Vorsitzende der Türkischen Studentenvereinigung. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hamburger Körber-Stiftung, für die sie 15 Jahre lang arbeitete, bis zum Wechsel in den Bundestag 2009, betreute sie deutsch-türkische Projekte. Und sie coachte die islamische Seite intensiv, als Hamburg den ersten Abschluss eines Staatsvertrags mit den Muslimen plante.

Ihre Verwurzelung in der Community ist es denn auch, mit der sich nun Erwartungen verbinden. Sozialdemokratin Özoguz, selbst praktizierende Muslima, sei „mittendrin aufgewachsen, bodenständig, und sie weiß, anders als manche sogenannten Islamexperten, wovon sie spricht“, lobt Ahmet Yazici, der stellvertretende Vorsitzende des „Bündnisses der islamischen Gemeinden in Norddeutschland“. „Sie kann zwischen Mainstream-Islam und radikalen Rändern unterscheiden.“ Er hoffe, sagt Yazici, dass sie „ein weniger getrübtes Bild des Islams“ an den Kabinettstisch mitbringe.

Integrationspolitisch wurde sie außerdem nicht nur in Beruf und Politik geschult: Ihre älteren Brüder haben als Betreiber des Internetportals „Muslimmarkt“ den Verfassungsschutz auf sich aufmerksam gemacht. Von den Ansichten der beiden, nach Meinung eines Kenners „unglaublich freundliche und unglaublich konservative Islamisten“, hat sich ihre Schwester distanziert, ohne mit ihnen zu brechen. Auch zu Hause sei ihre Integrationsfähigkeit manchmal gefragt, heißt es: Aydan Özoguz ist mit Hamburgs Innensenator Michael Neumann verheiratet, beide haben eine 10-jährige Tochter. Neumann, Ex-Berufssoldat und Exponent der SPD-Rechten, erklärte schon mal „Multikulti“ für gescheitert, geht hart gegen Hamburgs Lampedusa-Flüchtlinge vor und wehrt sich gegen den Wunsch der Landesverfassungsschützer, die die konservativ-islamische Milli Görüs nicht mehr beobachten wollen.

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