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Gegner im innerparteilichen Machtkampf: Jörg Meuthen und Frauke Petry.

© Wolfgang Kumm/dpa

AfD-Wahlkampf: Petry und ihr Baby – ein Tabubruch

Frauke Petry posiert mit ihrem Baby für ein AfD-Wahlplakat. Ein Kind als Mittel im Machtkampf und Beleg für Ideologietreue ist abstoßend. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Anna Sauerbrey

Im Mai hat die AfD-Vorsitzende Frauke Petry ihr fünftes Kind bekommen. Nun posiert sie mit dem Baby auf einem Wahlplakat der AfD. Das Gesicht ihres Sohnes ist gut zu erkennen. „Und was ist Ihr Grund, für Deutschland zu kämpfen?“ steht über dem Mutter- Kind-Ensemble, darunter der Slogan der Gesamtkampagne: „Trau dich, Deutschland.“

Noch hat der AfD-Bundesverband das Plakat nicht veröffentlicht. Auf seiner Webseite können Wähler Plakate sponsern – das Petry-Motiv ist bisher nicht darunter. Der „Spiegel“ berichtet, das Plakat sei intern umstritten gewesen. Vereinzelte AfD-Twitter-Accounts teilen das Motiv aber bereits, etwa der Bezirk Hamburg-Nord.

Frauke Petry mit Baby auf einem Wahlkampfplakat: Ein Tabubruch

Das Motiv ist ein Tabubruch. Äußerst selten halten Politiker ihre Kinder bewusst in Kameras. So selten, dass einzelne Fälle auch Jahrzehnte danach noch gut in Erinnerung sind: Oskar Lafontaine zum Beispiel, zwei Tage nach dem Rücktritt 1999, vor seinem Haus im Saarland mit seinem kleinen Sohn auf den Schultern. Seht her, sollte das heißen, ich bin jetzt Privatier. Wenn Kinder vorkommen, dann sind zumindest ihre Gesichter nicht zu sehen – so wie in einer „Homestory“ von Sigmar Gabriel in der „Bunten“ 2016.

Die Instrumentalisierung von Kindern für politische Werbezwecke ist aus gutem Grund tabuisiert. Sie verletzt den Anspruch des Kindes auf Selbstbestimmung. Je weniger anzunehmen ist, dass das Kind das Spiel versteht, in dem es zum Mittel wird, umso größer die Pflicht der Eltern, es nicht in dieses Spiel einzubeziehen.

Das Kind wird zum Mittel im innerparteilichen Machtkampf und zum Ausweis der Ideologietreue

Petrys Spiel ist der innerparteiliche Machtkampf. Seit die AfD ihrer Vorsitzenden die Spitzenkandidatur versagt und sich damit gegen Petrys Vorstellung von einer AfD als konservativer Bürgerpartei entschieden hat, verliert sie zunehmend an Rückhalt. Ihre fünf Kinder aber sind in der AfD-Logik ihr ideologischer Vorteil. Im unverhohlen völkischen Programm erklärt die Partei Kinderreichtum zum politischen Ziel. Ein anderes Plakatmotiv, dass die AfD verbreitet, zeigt eine anonyme schwangere Frau und den Slogan „Neue Deutsche? Machen wir selber.“

Ein Baby als Mittel im Machtkampf und als Beleg für eine ideologietreue Lebensführung: Das ist abstoßend.

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