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Politik: Bestellt, aber nicht bezahlt

Deutsche Rüstungsfirmen warten auf Geld aus Athen

Mit 50 km/h prescht der Panzer durchs Gelände. Schuss. Noch bevor man den Donner der Kanone hört, schlägt das Geschoss als weißer Blitz im 3,5 Kilometer entfernten Ziel ein. Volltreffer.

Am vergangenen Freitag führte die griechische Armee auf einem Panzerübungsgelände bei Xanthi in Thrazien ihre jüngste Errungenschaft vor: das neueste Modell des deutschen Kampfpanzers Leopard 2. Herren vom Generalstab in Athen waren angereist, Medienvertreter und eine Delegation des Leopard-Herstellers Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) aus München. Doch so stolz die KMW-Manager auch auf die beeindruckenden Leistungen ihres Erzeugnisses waren, ein dunkler Schatten lag für sie über diesem wolkenlosen Frühsommertag in Nordgriechenland: Sie warten auf ihr Geld.

170 Panzer des Typs Leopard 2 HEL hat die griechische Armee geordert. Kostenpunkt: rund 1,7 Milliarden Euro. Fast 100 Leos sind bereits geliefert, aber das Verteidigungsministerium in Athen gerät mit den Zahlungen immer weiter in Rückstand. Um die 20 Panzer sind erst bezahlt. Die ausstehenden Zahlungen belaufen sich mittlerweile auf 480 Millionen Euro – eine „existenzbedrohende Situation“ für die Panzerschmiede KMW, wie es in einem deutschen Diplomatenpapier heißt.

KMW ist nicht das einzige deutsche Unternehmen, dass ein Lied von der schlechten Zahlungsmoral des griechischen Verteidigungsministeriums singen kann. Bei HDW in Kiel, einer Tochter von Thyssen-Krupp-Marine-Systems, liegt seit September 2006 das U-Boot „Papanikolis“. Die griechische Marine weigert sich, das Schiff abzunehmen. Angeblich schaukelt es zu stark. Drei weitere U-Boote des gleichen Typs, die in Lizenz bei Hellenic Shipyards in Skaramanga bei Piräus ihrer Vollendung entgegengehen, will die Marine ebenfalls nicht abnehmen. Militärexperten glauben, die technischen Probleme seien nur vorgeschützt. Tatsächlich habe das Verteidigungsministerium das Geld für die U-Boote nicht. Die ausstehenden Zahlungen addieren sich mittlerweile auf rund 500 Millionen Euro. Auch für zwei von HDW gelieferte Patrouillenboote, die längst in der Ägäis kreuzen, stehen noch Zahlungen von 170 Millionen aus.

Schulden von über einer Milliarde Euro: Das machte Angela Merkel zur Chefsache, als sie im vergangenen Juli nach Athen kam. Der griechische Premier Kostas Karamanlis versprach der Kanzlerin damals, nun werde gezahlt. Aber die deutschen Rüstungsfirmen warten weiter auf ihr Geld.

Nachdem die Kooperation im Verteidigungssektor technisch so gut laufe, hoffe man nun, dass auch die offenen Rechnungen beglichen würden, mahnte der deutsche Gesandte Féaux de la Croix in seiner Ansprache bei der feierlichen Leopard-Indienststellung. Verteidigungsminister Vangelis Meimarakis war sicherheitshalber gar nicht erst nach Xanthi gekommen, sondern hatte seinen Staatssekretär Konstantinos Tasoulas geschickt. Der lobte zwar die Einsatzbereitschaft der griechischen Streitkräfte, nahm aber sicherheitshalber nicht mal das Wort „Leopard“ in den Mund.

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