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In einem Zeltlager für Flüchtlinge in Calden (Hessen) lieferten sich Bewohner eine stundenlange Massenschlägerei.

© dpa/Uwe Zucchi

Calden bei Kassel: 14 Verletzte bei Massenschlägerei in Zeltstadt für Flüchtlinge

In Flüchtlingsunterkünften leben die Menschen dicht gedrängt, die Lage ist angespannt. In einer Zeltstadt in Hessen prügelten sich nun Hunderte Bewohner.

Bei Massenschlägereien in der Flüchtlingsunterkunft Kassel-Calden sind am Sonntag 14 Menschen verletzt worden, darunter 3 Polizisten. Mehrere Hundert Menschen verschiedener Nationalitäten waren an der stundenlangen Auseinandersetzung beteiligt, wie die Polizei am Abend mitteilte. Die Beteiligten schlugen unter anderem mit Stöcken aufeinander ein und versprühten Reizgas.

Die Polizei versuchte am Abend, ein Ausweichquartier für eine der beiden beteiligten Volksgruppen zu finden, um die Lage in der Zeltstadt zu befrieden. Bis zu 50 Polizisten waren auf dem Gelände des alten Flughafens Calden im Einsatz.

Am Mittag sei es während der Essenausgabe in der Kantine zunächst zu einer Rangelei zwischen zwei Bewohnern gekommen, berichtete ein Polizeisprecher. Dieser Streit habe am frühen Nachmittag zu einer Auseinandersetzung zwischen Pakistanern und Albanern geführt. Jeweils rund 60 Menschen seien aufeinander losgegangen. Acht seien dabei verletzt worden. Die Polizei habe die Lage zunächst beruhigt.

Am Abend eskalierte die Gewalt erneut. Diesmal hätten sich 70 auf der einen und 300 Menschen auf der anderen Seite gegenübergestanden, sagte der Polizeisprecher. Erst nach mehreren Stunden sei es der Polizei gelungen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Festnahmen habe es keine gegeben. Mehrere Schutzsuchende, die der Gewalt ausweichen wollten, hätten sich ins Freie geflüchtet und dort bis zum Abend ausgeharrt.

In der Unterkunft in Calden sind nach Informationen der Polizei rund 1500 Flüchtlinge aus etwa 20 Nationen untergebracht. Erst vor zwei Wochen hatten sich dort mehrere Flüchtlinge gegenseitig mit Reizgas angegriffen. Rund 60 von ihnen, darunter auch Kinder, wurden verletzt.

Polizeigewerkschaft will Religionen trennen

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat sich für eine getrennte Unterbringung von Christen und Muslimen in den Flüchtlingsunterkünften ausgesprochen. „Wir müssen alles tun, um weitere Gewaltausbrüche zu verhindern, eine getrennte Unterbringung auch nach den Religionen halte ich für absolut sinnvoll“, sagte der Vizechef der Gewerkschaft, Jörg Radek, der Zeitung „Die Welt“.

„Wenn da 4000 Menschen in einem Heim sind, das eigentlich nur 750 Plätze hat, dann führt diese Enge zu Aggressionen, wo selbst eine Winzigkeit wie der Gang zur Toilette zu einer Handgreiflichkeit führt“, meinte Radek. Weil sich die unterschiedlichen Gruppen solidarisierten, käme es vermehrt zu Massenschlägereien. „Da reicht es nicht, wenn wir einen Streifenwagen hinschicken, da sind dann bis zu 21 Streifenwagen im Einsatz.“

Radek forderte zudem mehr Bewachung der Heime durch private Sicherheitsdienste, um die Polizei zu entlasten. Allerdings müssten die Kommunen klare Standards setzen: „Die Sicherheitsleute müssen interkulturelle Kompetenz besitzen und die kulturellen Eigenarten der Heimbewohner kennen - sonst kann ihr Einsatz leicht zum Brandbeschleuniger werden.“ (dpa)

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