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Mario Vargas Llosa marschierte am Sonntag in Barcelona mit.

© REUTERS

Update

Großkundgebung in Barcelona: 350.000 demonstrieren gegen Kataloniens Unabhängigkeit

Er spricht von einer "Unabhängigkeitsverschwörung": Literaturnobelpreisträger Vargas Llosa nimmt an einer Großkundgebung in Barcelona teil.

Mit einer Großdemonstration in Barcelona haben am Sonntag mehrere hunderttausend Menschen gegen eine Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien protestiert. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl am Sonntagnachmittag auf 350.000. Auch der spanisch-peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa trat auf. Die spanische Demokratie werde jeder "Unabhängigkeitsverschwörung" standhalten, sagte er in einer Rede.

Kurz vor Beginn der Großkundgebung waren rund tausend Unabhängigkeitsgegner in Barcelona vor dem Quartier der Guardia Civil zusammengekommen. Sie brachten am Vormittag in der katalanischen Hauptstadt ihre Unterstützung für die staatliche Polizeieinheit lautstark zum Ausdruck.

Bei einem von der spanischen Justiz verbotenen Referendum waren staatliche Polizeieinheiten am vorigen Sonntag zum Teil gewaltsam gegen Wähler und Demonstranten vorgegangen. Nach Angaben der separatistischen Regionalregierung wurden bei den Polizeiaktionen zur Verhinderung der Abstimmung knapp 900 Menschen verletzt. Rund 90 Prozent stimmten für die Trennung Kataloniens vom Königreich.

In Barcelona hat Kataloniens Regionalparlament seinen Sitz, zuletzt hatten im Zentrum der Stadt vor allem linke Katalanen gegen den Einsatz der paramilitärischen Bundespolizei Guardia Civil demonstriert. Vargas Llosa hingegen bezeichnete im Vorfeld die katalanische Unabhängigkeitsbewegung hingegen als "Krankheit" und warnte vor einem "neuen Bosnien". Der wirtschaftsliberale, zuweilen konservative Literat erwähnte in diesem Zusammenhang allerdings nicht, dass die meisten Staaten Europas die Spaltung Jugoslawiens unterstützten, zunächst auch Spanien.

Schon am Samstag demonstrierten in der spanischen Hauptstadt Madrid Tausende für die Einheit des Landes. "Wir wollen, dass geredet wird", riefen Sprechchöre. Mit Blick auf Ministerpräsident Mariano Rajoy und den Chef der katalanischen Regionalregierung, Carles Puigdemont, skandierten die Demonstranten: "Redet oder tretet zurück!“

Fronten sind seit Referendum verhärtet

Die Fronten sind seit dem Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober verhärtet: Dabei sprach sich eine deutliche Mehrheit der Wähler für die Abspaltung Kataloniens aus, allerdings waren nach Angaben der Regionalregierung nur 43 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen gegangen.

Rajoy lehnt jeden Dialog mit Barcelona ab, am 1. Oktober prügelte die Bundespolizei auf (potenzielle) Wähler in Katalonien ein. Zuvor erklärte Spaniens Verfassungsgericht die Wahl als illegal. In Spanien stehen Millionen hinter Rajoy, dessen Konservative mit absoluter Mehrheit regieren. Allein in der Region Katalonien allerdings dürften ebenfalls Millionen hinter den Unabhängigkeitsbefürwortern stehen.

Am Dienstag möchte Puigdemont vor das Regionalparlament treten. Einige erwarten dann eine Unabhängigkeitserklärung, andere ein Plädoyer für mehr Autonomie. Die Europäische Union hat Puigdemont abblitzen lassen, er hatte immer wieder um Vermittlung gebeten. (mit AFP)

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