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Deutsche und afghanische Soldaten gehen schon seit einiger Zeit verstärkt gemeinsam in Einsätze, damit die Afghanen von der internationalen Schutztruppe lernen. Ende 2014 sollen sie allein für die Sicherheit in ihrem Land verantwortlich sein.

© Hannibal Hanschke/dpa

Afghanistan: Karsai übernimmt das Kommando

In vier Städten und drei Provinzen sollen afghanische Sicherheitskräfte ab Sommer verantwortlich sein. Für die deutschen Soldaten ändert sich zunächst wenig.

Berlin - Der Fahrplan für den Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan nimmt konkrete Formen an. Präsident Hamid Karsai gab am Dienstag bekannt, dass die afghanischen Sicherheitskräfte im Juli die Verantwortung für vier Städte und drei Provinzen übernehmen wollen. Neben der Hauptstadtprovinz Kabul gehören dazu die beiden Großstädte Herat im Westen des Landes und Masar-i-Scharif im Norden. Masar liegt in dem von der Bundeswehr geführten Regionalkommando Nord.

Die Auswahl der Regionen wurde von der afghanischen Regierung und der Nato gemeinsam getroffen. „Bei der Verkündung haben wir dem afghanischen Präsidenten mit Respekt vor der Souveränität seines Landes aber bewusst den Vortritt gelassen“, sagte der Sprecher der von der Nato geführten Schutztruppe Isaf, der deutsche Brigadegeneral Josef Blotz, dem Tagesspiegel. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bezeichnete die Entscheidung als „wichtigen Einschnitt“: „Zum ersten Mal in zehn Jahren werden die in den Übergabeprovinzen lebenden Afghanen für ihre Sicherheit selbst verantwortlich sein.“

Für die Bundeswehr ändert sich mit der Übernahme der Kontrolle durch die Afghanen zunächst wenig. In Masar-i-Scharif befindet sich zwar das Hauptquartier des deutschen Kommandos für den Norden, die Stadt und ihre Umgebung werden bisher jedoch von schwedischen Einheiten geschützt, die den Deutschen unterstellt sind. Der von 330 Bundeswehrsoldaten gehaltene Außenposten Faisabad in der Provinz Badakschan wird zudem anders als erwartet nicht übergeben. Eine Begründung dafür gab es am Dienstag nicht.

Westerwelle bekräftigte allerdings, dass die ersten deutschen Soldaten Afghanistan noch in diesem Jahr verlassen sollen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es gebe keine zwingende unmittelbare Verknüpfung zwischen der Übergabe der Sicherheitsverantwortung und dem Abzug deutscher Soldaten. Nach dem Stichtag im Juli, so hieß es am Dienstag auch bei der Isaf in Kabul, würden die Afghanen weiter bei Einsätzen unterstützt, und auch die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte laufe weiter. „Das Ziel lautet, diese erste Gruppe von Regionen in ein- bis eineinhalb Jahren zu stabilisieren“, sagte Isaf-Sprecher Blotz. Erst dann können größere Kontingente der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan abziehen.

Die Bundeswehr hat derzeit am Hindukusch etwa 5300 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Im Norden sind die Deutschen – wie andere Isaf-Truppen in ihren Zuständigkeitsgebieten auch – in den vergangenen Monaten dazu übergegangen, afghanische Soldaten stärker in Operationen einzubeziehen. Nur vereinzelt führen einheimische Kräfte Einsätze auch in Eigenregie durch. Dies soll sich schrittweise ändern. „Die Erfahrungen dabei können auch noch zu Nachsteuerungen führen“, erklärt Blotz. Der Zeitplan bis zur vollständigen Übergabe der Sicherheitsverantwortung Ende 2014 stehe aber fest: „Im Sommer soll die zweite Gruppe afghanischer Regionen benannt werden, für die die Afghanen die Zuständigkeit übernehmen.“

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