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Der Malteser Hilfsdienst in Deutschland gehört zu den Einrichtungen des Malteserordens.

© dpa

Malteserorden: Kulturkampf mit Papst Franziskus

Wie der geschasste ultrakonservative Kardinal Raymond Burke offenbar versucht, den Malteserorden gegen Papst Franziskus in Stellung zu bringen.

Der Souveräne Malteserorden ist nicht gerade bekannt für seine Liberalität. Er wurde im 11. Jahrhundert in Jerusalem gegründet, um die Pilger zu beschützen. Bis heute gelten im Orden militärische Treue und absoluter Gehorsam viel. Doch nun ist es passiert: Der Gehorsam wurde verweigert. „Ein ungeheuerlicher Vorgang“, sagen Eingeweihte. Was ist geschehen?

Der Großmeister des Ordens, Matthew Festing, hat vergangene Woche überraschend den Großkanzler Albrecht von Boeselager entlassen. Doch Boeselager weigerte sich zu gehen und hat Beschwerde bei Papst Franziskus eingelegt. Boeselagers Amtszeit würde regulär 2019 enden. Großmeister Festing begründete die Entlassung mit „schwerwiegenden Problemen“, die während Boeselagers Zeit als Koordinator der humanitären Hilfe des Ordens aufgetreten seien und die er verschwiegen habe. Boeselager wiederum soll in einer E-Mail an Freunde laut der katholischen Wochenzeitung „Tablet“ erklärt haben, man werfe ihm vor, zu liberal zu sein und die kirchliche Lehre nicht anzuerkennen. Das sei „unwahr und ungerecht“.

Die genauen Gründe für die Entlassung sind unbekannt

Genauere Details über die Hintergründe weiß man allerdings nicht, umso mehr zirkulieren Gerüchte: Womöglich ging es um die Verteilung von Kondomen in Myanmar, worüber im Orden schon einmal vor drei Jahren gestritten wurde. Die katholische Lehre verbietet den Gebrauch von Verhütungsmitteln.

Der 1949 geborene Albrecht von Boeselager ist der Sohn des Widerstandskämpfers Philipp von Boeselager. Er engagiert sich seit Jahrzehnten im Malteserorden und wird sehr geschätzt. Seine Entlassung sorgt für große Empörung.

In katholischen Kreisen kann man sich vorstellen, dass hinter der Aktion der ultrakonservative amerikanische Kardinal Raymond Burke steht, der den Reformkurs von Papst Franziskus strikt ablehnt. Franziskus hatte ihn 2013 als Chef der Bischofskongregation abgesetzt und zum Chefgeistlichen der Malteser gemacht, vermutlich in der Hoffnung, dort könne er wenig Schaden anrichten. Womöglich versucht Burke, den Orden gegen Franziskus in Stellung zu bringen. Die Sorge bei den Maltesern ist groß, dass durch den Skandal das Ansehen der karitativen Arbeit geschädigt werden könnte. Der Malteserorden leistet mit über 80 000 Helfern in 120 Ländern humanitäre Hilfe. (mit KNA)

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