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Kurdische Kämpfer der YPG in Syrien nach dem Luftschlag aus der Türkei.

© Reuters

Mindestens 20 Tote: Türkische Jets greifen Kurden in Syrien und im Irak an

Die Kurden-Miliz YPG kontrolliert im Norden Syriens große Gebiete, die autonome Region wird Rojava genannt. Die Türkei sieht in den dort regierenden Gruppen militante PKK-Ableger und bekämpft sie.

Bei türkischen Luftangriffen auf Kurdenstellungen im Norden Syriens und des Iraks sind Aktivisten zufolge mehr als 20 Menschen getötet worden. Jets hätten die mit den USA verbündete Kurden-Miliz YPG sowie die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK bombardiert, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Im Nordosten Syriens seien 15 YPG-Kämpfer und drei Mitarbeiter eines Medienzentrums der Miliz gestorben.

Die YPG ist in Syrien wichtigster Partner des Westens im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Jets der US-geführten internationalen Koalition unterstützen eine von der YPG angeführte Offensive auf die IS-Hochburg Al-Rakka. Die kurdische Miliz kontrolliert im Norden Syriens zudem große Teile der Grenze zur Türkei, internationale Freiwillige kämpfen in ihren Reihen gegen die IS-Fanatiker, zuweilen auch Truppen der syrischen Zentralregierung unter Baschar al-Assad. Ankara hingegen sieht in der Kurdenmiliz einen Ableger der PKK und bekämpft sie deshalb. Bei den Luftangriffen auf die PKK im nordirakischen Sindschar-Gebirge seien zudem versehentlich fünf kurdische Peschmerga-Kämpfer ums Leben gekommen, teilte ein Peschmerga-Kommandeur mit.

Ziel sei die "Zerstörung dieser Terrornester"

Die Peschmerga gehören zur kurdischen Autonomieregierung im Nordirak. Diese pflegt gute Beziehungen zur Türkei und steht in Konkurrenz zur PKK, die im Nordirak Stellungen hat. Ein Sprecher des Peschmerga-Ministeriums in Erbil erklärte, die Angriffe seien inakzeptabel. Gleichzeitig forderte er die PKK auf, sich aus dem Nordirak zurückzuziehen. Die türkische Armee bestätigte in einer Mitteilung, sie habe am frühen Dienstagmorgen Luftangriffe auf die PKK „und die Verlängerungen dieser Organisation in Syrien und im Irak“ geflogen. Ziel sei die „Zerstörung dieser Terrornester“ in Nordostsyrien und im Nordirak gewesen.

Die Ziele seien präzise getroffen worden. Von den angegriffenen Regionen aus kämen Terroristen in die Türkei und brächten Waffen und Sprengstoff ins Land, teilten die Streitkräfte weiter mit. Durch diese Terroristen würden Anschläge in der Türkei verübt. Zuletzt sei das bei einem Anschlag auf eine Polizeistation in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir der Fall gewesen, bei dem vor zwei Wochen drei Menschen getötet worden waren. Dazu hatte sich die PKK bekannt.

Kurdenpartei: Türkei hilft dem IS

Der Chef der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim, warf der Türkei vor, Terroristen zu unterstützen. „Anstatt den IS anzugreifen, attackiert die Türkei diejenigen, die gegen die Terroristen kämpfen“, sagte er der „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ (NRZ). Die internationale Koalition dürfe diese Angriffe nicht stillschweigend akzeptieren. Die YPG gilt als bewaffneter Arm der PYD. (dpa/Tsp)

Lesen Sie dazu eine Reportage über die Vertreter des syrischen Rojava in Berlin.

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