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Legida-Teilnehmer ("Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes") ziehen mit einer Flagge, die im Jahr 1944 von Josef Wirmer als Nationalflagge vorgeschlagen wurde, und einer Deutschlandfahne durch Leipzig.

© dpa

Update

Historiker Heinrich August Winkler: "Pegida-Ideologie hat Deutschland schon einmal in Katastrophe geführt"

Islamische Gesellschaften haben ein Demokratieproblem, sagt der Historiker Heinrich August Winkler. Zur Protestbewegung Pegida findet er allerdings auch sehr deutliche Worte.

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Der Historiker Heinrich August Winkler sieht den Islam in Deutschland auf einem guten Weg, sich in das demokratische Wertesystem der Bundesrepublik einzufügen. "Zu Deutschland gehört ein Islam, der die Glaubens-, Meinungs- und Pressefreiheit sowie die anderen Grundrechte bejaht, sich also auf den Boden des Grundgesetzes stellt und damit der politischen Kultur des Westens öffnet", sagte Winkler dem Tagesspiegel. Umfragen zeigten, dass die überwältigende Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime dies wolle. "Das rechtfertigt einen gewissen Optimismus mit Blick auf den weiteren Integrationsprozess des Islam", meinte er.

Zugleich bescheinigte Winkler islamischen Gesellschaften erhebliche Probleme mit der Demokratie: "Man kann nicht kategorisch behaupten, islamische Gesellschaften seien demokratieunfähig. Aber sie haben häufig große Schwierigkeiten, den Weg zu einer pluralistischen Demokratie zurückzulegen. " Als Grund nannte der Historiker die "Weigerung islamistischer Parteien, die Trennung von irdischen und göttlichen Gesetzen vorzunehmen". Viele islamische Rechtsgelehrte wollten die Menschenrechte nur im Rahmen der Scharia gelten lassen. "Sie bejahen nicht die unveräußerlichen Menschenrechte, ihre Haltung ist mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen im Dezember 1948 nicht vereinbar."

Der Historiker Heinrich August Winkler sieht den Islam in Deutschland auf einem guten Weg.
Der Historiker Heinrich August Winkler sieht den Islam in Deutschland auf einem guten Weg.

© Mike Wolff

Winkler sieht die Protestbewegung Pegida in der Traditionslinie antidemokratischer Kräfte aus der Zeit vor der Machtübernahme des Nationalsozialismus. "Pegida vertritt eine Ideologie, die Deutschland schon einmal in die Katastrophe gestürzt hat“, sagte Winkler. „Wir haben es mit einer Bewegung zu tun, die altdeutsche Vorbehalte gegen die westliche Demokratie in einer Weise konserviert, wie wir es bis zum Herbst 2014 nicht mehr für möglich gehalten haben“, fügte der Wissenschaftler hinzu. Notwendig sei deshalb „eine offensive und keine schönrednerische Auseinandersetzung“. Die Stoßrichtung von Pegida bedeutete „eine Absage an den aufgeklärten Westen und seine Ideen der unveräußerlichen Menschenrechte, der Toleranz, der Aufklärung und der Liberalität“, warnte Winkler.

Lesen Sie das vollständige Interview mit Heinrich August Winkler in der Tagesspiegel-Printausgabe am morgigen Sonntag oder heute ab 19.30 Uhr im Tagespiegel-E-Paper.

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