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Will den getöteten Putschisten eine Bestattung nach islamischen Ritus verwehren: der türkische Präsident Erdogan.

© AFP

Nach gescheitertem Staatsstreich in der Türkei: Haben Putschisten ein Recht auf ein islamisches Begräbnis?

Der türkische Präsident Erdogan will den getöteten Putschisten eine Bestattung nach islamischen Ritus verwehren. Der deutsche Islamwissenschaftler Rauf Ceylan warnt: Damit gehe die Staatsführung zu weit.

Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Rauf Ceylan hat die Weigerung der türkischen Regierung kritisiert, die getöteten Putschisten islamisch bestatten zu lassen. Nach jetzigen Plänen sollen die Toten ohne Ritus auf einem „Friedhof der Verräter“ am Rande Istanbuls vergraben werden. Damit gehe die Staatsführung zu weit, sagt Ceylan der Zeitschrift „Christ & Welt“: „Hochverrat gegen den Staat ist ein politisches, kein religiöses Vergehen.“ Man könne den Verstorbenen keinen Grabplatz in der Gemeinschaft verwehren. Für die Angehörigen bedeute das eine große Schande. Nach Ceylans Informationen werde der Schritt aber noch „kontrovers diskutiert“. Der Wissenschaftler ist als Sohn kurdischer Migranten in Duisburg geboren.

Ceylan wendet sich auch gegen das Vorhaben von Moscheegemeinden, den Attentätern von Würzburg und Ansbach sowie im französischen Rouen die Bestattung zu verweigern. Der Zentralrat der Muslime hatte diesen Schritt vor Kurzem begrüßt. Nach Ceylans Ansicht trifft diese schwerste Sanktion des Islams auch hier vor allem die Hinterbliebenen. „Familien sollten nicht mitbestraft werden. Sie sind schon bestraft genug“, sagt er. Die Moscheen sähen nur diese Möglichkeit, um die geforderte Distanzierung vom Terror zum Ausdruck zu bringen. Islamische Theologen und Seelsorger müssten ihre Position überdenken. (Tsp)

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