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Berater und Vertrauter: Benjamin Netanjahu hält viel von Yossi Cohen (r.).

© Gali Tibbon/AFP

Neuer Mossad-Chef: Yossi Cohen - Netanjahus James Bond

Der legendäre Geheimdienst Mossad hat einen neuen Chef: Yossi Cohen soll Israel vor Terror schützen und Kontakte zu arabischen Ländern knüpfen.

Gestatten, Cohen – Yossi Cohen. So würde sich der neue Chef des Mossad wohl in einem 007-Thriller vorstellen. Und der 54-Jährige eignet sich äußerlich durchaus als Bond-Darsteller. Er trägt gerne Maßanzüge und polierte Schuhe. Sein Haar ist immer adrett frisiert, der Körper von vielen Langstreckenläufen durchtrainiert. Kein Wunder, dass seine Kollegen ihm den Spitznamen "Dressman" gaben. Noch etwas verbindet Israels obersten Spion mit dem britischen Geheimagenten: der Erfolg. Seit mehr als drei Jahrzehnten dient Cohen dem legendären "Institut für Nachrichtendienst und besondere Aufgaben". Und sein Weg führte ihn stets nach oben.

Schon während des Studiums wurde der religiöse Mann vom Mossad angeworben, war dann "operativ" in Europa tätig, bevor er mit der Leitung der zentralen Abteilung Tsomet betraut wurde. Deren Auftrag lautet: das Sammeln von Informationen aus menschlichen Quellen, also die Rekrutierung von Agenten. Cohen machte seine Sache so gut, dass er zum Vizepräsidenten des Auslandsgeheimdienstes aufstieg – bevor Benjamin Netanjahu ihn 2013 zum Nationalen Sicherheitsberater machte. Der Premier ließ es sich nun auch nicht nehmen, in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung den Vertrauten zum zwölften Mossad-Präsidenten zu küren. Unter dem Motto "Seht her, dies ist mein Mann."

"Operationen, über die man lieber schweigt"

Verdankt Yossi Cohen den neuen Job allein dem Umstand, „Bibis Darling“ zu sein? Damit täte man dem "Schattenkrieger" wohl unrecht. Cohens fachliche Kompetenz ist unter Experten unumstritten. Er gilt nicht nur als charmant und charismatisch, sondern soll auch über brillante analytische Fähigkeiten verfügen. All das wird der Profispion brauchen, um seine schwierige Aufgabe bewältigen zu können. Denn Netanjahu erwartet von Cohen einiges: Gefahrenabwehr mit "Operationen, über die man am besten schweigt". Das dürfte für Irans Rüstungspläne ebenso gelten wie für die steigende Bedrohung durch den "Islamischen Staat".

Dafür muss der Mossad-Chef das "Institut" auf allen Ebenen fit machen. Vor allem geopolitisch hat sich das Umfeld des jüdischen Staats in den vergangen vier, fünf Jahren grundlegend verändert. Auch deshalb soll Cohen Kontakte zu muslimischen Ländern knüpfen, mit denen es keine diplomatischen Beziehungen gibt – ein deutlicher Seitenhieb Richtung Außenministerium, dessen Macht Bei einem derart umfänglichen Jobprofil wird dem traditionsbewussten Vater und Ehemann allerdings wenig Zeit für Familie und Hobbys bleiben.

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