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Syrien-Krise: Assad ist für Türkei der größte PKK-Helfer

Der türkische Premier Erdogan bezichtigt das Assad-Regime, den Kurdenkonflikt zu schüren – auch durch Waffenlieferungen.

Die Türkei macht seinen Nachbarn Syrien für die jüngste Eskalation des Kurdenkonfliktes in Südostanatolien verantwortlich. Die Rebellen der PKK seien im Norden Syriens von den dortigen Behörden mit schweren Waffen ausgerüstet worden, sagte Ömer Celik, ein stellvertretender Vorsitzender der türkischen Regierungspartei AKP und Vertrauter von Premier Recep Tayyip Erdogan. An der Südostgrenze der Türkei toben seit zwei Wochen die seit Jahren schwersten Gefechte zwischen Armee und kurdischen Untergrundkämpfern.

Ende Juli hatte die türkische Armee in der Gegend um die Kleinstadt Semdinli im Dreiländereck Türkei, Irak und Iran starke Truppenverbände zusammengezogen und mit Unterstützung durch Kampfjets sowie Hubschrauber eine groß angelegte Operation gegen die PKK begonnen. Nach Regierungsangaben waren zuvor rund 500 Kämpfer der Rebellen aus ihren Rückzugsgebieten im Nordirak in die türkische Grenzprovinz Hakkari eingedrungen. Dort liegt Semdinli.

Celik verglich die jüngsten PKK-Angriffe mit einer Gewaltwelle Anfang der 90er Jahre: Damals seien die Kurdenrebellen vom irakischen Diktator Saddam Hussein aufgerüstet worden. Diesmal sei es die Regierung in Damaskus, die den Konflikt anfache.

Die Türkei verdächtigt Syrien, immer stärker die „PKK-Karte zu spielen“ und den Kämpfern im Norden ein Rückzugsgebiet zu schaffen – als Vergeltung dafür, dass Ankara die syrische Opposition unterstützt. Die PKK wiederum versuche, das Chaos in Syrien für ihre Zwecke zu nutzen, befürchten türkische Politiker und Experten. Schließlich bedeute der neue Aktionsraum für die bisher aus dem Irak heraus operierenden Kurden eine weitere Möglichkeit, in die Türkei einzudringen, sagte der Terrorexperte Nihat Ali Özcan der Zeitung „Vatan“.

Die eskalierende Gewalt in Semdinli wird in diesem Zusammenhang als Zeichen dafür gewertet, dass die PKK neuen Rückenwind verspürt. In Ankara fordert die Opposition bereits eine Sondersitzung des Parlaments.

„Die Gefechte IN SEMDINLI]sind die schwersten seit Jahren“, sagte auch Sait Caglayan, Leiter des türkischen Menschenrechtsverbandes IHD in Hakkari, dieser Zeitung. Die Kämpfe spielten sich so nahe bei Semdinli ab, dass von der Stadtmitte aus die Kampfjets und Hubschrauber zu hören seien. Die türkische Armee erklärte das Kampfgebiet zur Sperrzone; selbst Parlamentsabgeordneten aus Ankara wurde der Zutritt verweigert. Laut Medienberichten starben bei den Kämpfen mindestens 60 PKK-Anhänger; die Kurdenrebellen dagegen sprachen von schweren Verlusten der Armee. Überprüfbar sind die Angaben nicht.

Trotz der Armeeoffensive griff die PKK am Wochenende zeitgleich drei Militärposten der Türken westlich von Semdinli an und tötete sechs Soldaten sowie zwei Mitglieder einer regierungstreuen Kurdenmiliz.

AKP-Vize Celik betonte, kurz vor den jüngsten Attacken habe die syrische Regierung den Kurdenrebellen die Macht in einigen Gegenden in Nordsyrien übertragen. Dabei seien schwere Waffen ausgehändigt worden. Nach Angaben der syrischen Opposition entließ das Regime in Damaskus zudem rund 1200 inhaftierte PKK-Mitglieder aus den Gefängnissen.

Auch Premier Erdogan hatte nach den PKK-Angriffen vom Wochenende gesagt, der syrische Präsident Baschar al Assad sei „der größte Unterstützer der PKK“. Erdogan deutete an, dass die Türkei mit Luftangriffen auf mutmaßliche Stellungen der Kurdenrebellen in Syrien reagieren könnte – ähnlich den Luftschlägen, die Ankara seit Jahren immer wieder gegen Einrichtungen der PKK im Nordirak führt.

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