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Wandler zwischen den Welten. Jamel McLean (r.) stieg mit Mailand aus der Euroleague ab – das Team gilt nun in Alba Berlins Eurocup-Zwischenrunde als Favorit.

© dpa

Alba Berlin im Eurocup: Jamel McLean: Der NBA-Sieger-Besieger kommt zurück wieder

Zum Start der Eurocup-Zwischenrunde trifft Jamel McLean mit Mailand auf seinen Ex-Klub Alba Berlin, bei dem der 27-Jährige zu einem Topspieler gereift ist.

Nach seinem letzten Auftritt in der Arena am Ostbahnhof standen Jamel McLean die Tränen in den Augen. Stumm fluchte er vor sich hin und schlug gegen die Wand vor der Spielerkabine. Gerade war der US-Amerikaner mit Alba Berlin im Play-off-Halbfinale ausgeschieden, obwohl er eine starke Serie gespielt hatte. Eine bittere Erfahrung.

Trotzdem nennt McLean die Arena heute „eine der besten Hallen in Europa, die Fans haben uns immer unterstützt. Es ist gut, zurückzukehren.“ Höfliche Sätze, wie US-Basketballer sie oft sagen, doch McLean ist auch durch das Telefon anzumerken, dass ihn noch eine Menge mit Alba verbindet. In Berlin ist der 27-Jährige zum Topspieler in Europa gereift, wurde zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt und empfahl sich damit vergangenen Sommer für ein Engagement bei Olimpia Mailand. „Doch ich kann nicht in Erinnerungen schwelgen, wir müssen hier gewinnen“, sagt McLean vor dem Auftakt in die Zwischenrunde des Eurocups am heutigen Mittwoch (20 Uhr, live bei rbb-online.de). Der Euroleague-Absteiger aus Italien ist nun der Favorit in der Vierergruppe, aus der nur die beiden Gruppenersten ins Viertelfinale kommen. Für die Fans wird das Wiedersehen zwar nicht ganz so emotional, wie es mit Heiko Schaffartzik und Limoges CSP gewesen wäre, die auch mögliche Gegner waren. Aber sie haben viele Highlights von McLean im Kopf, wie dessen Siegwurf gegen den NBA-Meister San Antonio Spurs.

Sasa Obradovic erinnert sich ebenfalls gerne und gut an den Athleten McLean. „Seine große Energie kann man nicht eins gegen eins verteidigen, nur im Team“, warnt der Coach. Auch der Power Forward lobt seinen einstigen Trainer. „Ich habe eine Menge von ihm gelernt“, sagt McLean. „Er hat mich hart gecoacht, aber das habe ich gebraucht.“ Denn als der 2,03-Meter-Mann 2014 aus Bonn nach Berlin kam, eilte ihm der Ruf voraus, nicht der Fleißigste zu sein. Doch Obradovic brüllte und triezte ihn zur Topform. „Jeder Spieler braucht mal einen Tritt in den Arsch“, sagt McLean im Rückblick. „Er schafft es, das ganze Jahr über bei jedem den Fokus zurück auf Basketball zu kriegen.“

Durch diesen rustikalen Feinschliff trieb der Coach auch Akteure wie Reggie Redding, Leon Radosevic oder Alex Renfroe auf ein Niveau, das sie attraktiv für andere Vereine machte. Doch nach ihren Wechseln brachen ihre Leistungen, ohne Obradovic im Nacken, zunächst ein. Sich von der intensiven Spielweise des Serben umzugewöhnen fiel nicht jedem leicht. Vielleicht ein schwacher Trost für die Alba-Fans, dass die besten Akteure, die Berlin des Geldes wegen verlassen, ihr Niveau andernorts nicht immer halten können. In Berlin bleibt eben der Coach der Star.

Auch McLean schrieb nach den ersten Monaten in Mailand bei Twitter, er spiele „wie ein Mülleimer“. Doch gewöhnte er sich immer besser an den Stil seines neuen Coaches und war mit 17,5 Punkten im Schnitt bester Mann in den letzten vier Ligaspielen in Italien. Auch das dankt er Obradovic. „Er hat mir eine Menge über professionelle Arbeitsmoral beigebracht, das bleibt mir“, sagt McLean. Selbst um das gute italienische Essen macht er nun einen Bogen, um sein Körperfett unter Kontrolle zu haben. Oder liegt es daran, dass er aus Berlin nicht nur die Halle vermisst? „Die Kebabs“, sagt McLean, „das waren die besten, die ich je hatte.“ Wenn das der strenge Sasa Obradovic damals mitbekommen hätte…

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