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Die Berliner Alex King (r.) und Mitchell Watt feiern nach dem Sieg gegen München mit den Fans.

© dpa

Basketball: Startweltmeister Alba Berlin

Alba spielt so stark, dass man sich um die Konkurrenz sorgen muss – doch die Saison ist noch lang. Am Dienstag empfangen die Berliner Ludwigsburg im Eurocup.

Erst traute Marco Baldi seinen Ohren nicht, dann musste er lachen. Der Geschäftsführer von Alba Berlin war gerade gefragt worden, ob er sich Sorgen mache – um Bayern München. Immerhin der Vizemeister der Vorsaison und Deutschen Meister 2014. Doch der 90:74-Sieg der Berliner Basketballer am Sonntag war so dominant ausgefallen und die Leistung der Gäste derart erschreckend, dass die Frage nach Mitgefühl fast schon wieder zulässig war. „Wir sorgen uns nur um unser Spiel“, wehrte Baldi ungefühlig ab.

Dazu gibt es allerdings nur wenig Anlass. Nach sieben Bundesligasiegen vom Start weg gewann Alba auch die erste Bewährungsprobe gegen ein vermeintliches Spitzenteam. Vor der Saison hatte es noch Befürchtungen gegeben, die Konkurrenz könnten den Berlinern finanziell wie sportlich enteilen. Nun steht Alba nach dem ersten Viertel der Saison als einziges Team ungeschlagen an der Tabellenspitze, Meister Bamberg hat schon zwei, Bayern bereits drei Niederlagen in der Liga kassiert. Fast wirkt es, als wäre es Alba, das der Konkurrenz enteilt.

Dabei hatte selbst Baldi einen holprigen Start befürchtet nach dem Umbruch im Sommer. „Bayern hatte genau so viele Neuzugänge wie wir“, stellte Baldi klar, „die müssen sich noch finden.“ Doch die Körpersprache der Münchner, die mehr miteinander als mit dem Gegner haderten, gab zu denken. Svetislav Pesic sprach seinen Spielern, speziell Center John Bryant, den nötigen Einsatz ab. Diese Disharmonien verdeutlichen im Kontrast, wie schnell das Teambuilding in Berlin ablief.

Alex King will am Saisonende jubeln

„Wir steigern uns und spielen immer besser zusammen“, sagte Sasa Obradovic, für den kritischen Coach fast schon eine euphorische Aussage. Jeder Spieler sei mittlerweile produktiv, selbst Mitchell Watt und Jonas Wohlfarth-Bottermann lieferten diesmal Leistung ab. „Die Saison hat doch gerade erst begonnen“, dämpfte Obradovic die Euphorie aber gleich. Bei die Frage, ob Alba schon unschlagbar sei, musste auch Wohlfarth-Bottermann lachen. „Unschlagbar sagt sich so leicht“, entgegnete der Center, „unter Sasa hatten wir immer wieder solche Phasen.“ Im Vorjahr hatten die Berliner sogar die ersten 14 Bundesligaspiele gewonnen. „Sasa weiß, wie er uns nach vorne treibt“, sagte Wolfarth-Bottermann. In jedem Spiel heizt der Serbe seinen Spielern ein, das Maximum aus sich herauszuholen. Mit dem Resultat, dass am Ende ging in den Play-offs die Kraft ausging. „Das ist jetzt die dritte gute Saison, die ich hier erlebe“, sagte Kapitän Alex King fast trotzig, „wichtig ist, dass wir am Ende auch mal einen Titel holen.“

Dafür müssten die Startweltmeister aus Berlin eventuell das Tempo drosseln und Sprit für den Schlussspurt sparen. „So können wir gar nicht spielen“, entgegnete Baldi. Real Madrid könne sich vielleicht schonen. „Wenn wir zwei Prozent nachlassen, verlieren wir gegen den Tabellenletzten.“ Oder gegen den Überraschungs- Zweiten Ludwigsburg. Am heutigen Dienstag (19.15 Uhr, Telekombasketball.de) trifft Alba in der Arena am Ostbahnhof im Eurocup schon wieder auf das einzige Team, das Alba bisher in 13 Pflichtspielen schlagen konnte. „Diesmal wollen wir besser aussehen“, sagte Obradovic grimmig und meinte die 60:79-Klatsche im Hinspiel. „Wer denkt, die können wir in Feierlaune nach Hause schicken, der erlebt ein böses Erwachen“, sagte Baldi, aber gab auch zu, dass sein Team gegen die Münchner „Körner gelassen“ habe. Doch er hofft, die ausgeglichene Mannschaft, die viele Wechsel ermöglicht, macht in diesem Jahr den Unterschied.

Und mit ihrem Vollgasbasketball scheint sich die neu formierte Mannschaft allmählich in die Herzen der Zuschauer zu spielen, das war in der erstmals voll besetzten Halle zu spüren. „Wir haben spielerisch noch deutlich Luft nach oben“, mahnte Baldi jedoch. Nicht zu Unrecht nach einer Partie, die sich auf eher mäßigem Niveau bewegte. Das lag vor allem daran, dass Bayern sich selbst schlug und Berlins kurze Schwächephasen nicht wie sonst ausnutzte. Also muss man sich doch Sorgen machen um den Lieblingsfeind? „Nein, das ist ein sehr kräftiger Klub, der wird seine Qualität noch ausspielen“, sagte Baldi. Und lachte diesmal nicht.

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