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Ausgetanzt: Mario Götze (r.) und Bremens Eljero Elia.

© dpa

Bremen - Bayern 0:7: Schlimmer als Xaver

Der FC Bayern München fegt über Bremen hinweg und schlägt Werder mit 7:0 – Franck Ribéry trifft doppelt, ansonsten darf fast jeder mal ran.

Bremen – Pep Guardiola war kurzfristig verwirrt. Nach dem 7:0-Kantersieg seiner Bayern beim SV Werder Bremen sollte der Spanier eine Frage zum Konkurrenten aus dem Norden beantworten. Die Frage lautete, inwieweit er Werder von heute mit dem Klub von vor einigen Jahren vergleichen könne. Der Bayern-Trainer hatte sehr wohl verstanden, aber die Frage war ihm anscheinend schlicht und ergreifend zu blöd. Schließlich machte der ansonsten so höfliche Senor Guardiola eine wegwerfende, fast verächtliche Handbewegung und stellte die Gegenfrage: „Wie lange ist das her, fünf Jahre? Das ist eine Ewigkeit im Fußball.“

Seit der Saison 2010/11 zählt Werder nunmehr nicht mehr zum erlauchten Kreis in Europa. Der Klub hat es geschafft, innerhalb von wenigen Jahren vom Titelfavoriten zu einer Grauen Maus zu mutieren. Und spätestens seit dem historischen Debakel gegen die Münchner dürfte jedem noch so beinharten Werder-Fan klar geworden sein: In dieser Saison geht es nur darum, den Abstieg zu verhindern. Gestern kassierte Werder die höchste Heimniederlage seit der Zugehörigkeit zur Bundesliga, also seit 1963. Die letzte Pleite in dieser Kategorie liegt etwas mehr als 25 Jahre zurück. Damals verloren die Grün-Weißen im Bremer Weserstadion gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:7. Damals konnte man das getrost als Unfall abhaken, derzeit muss man sich deutlich mehr Sorgen machen. Schließlich kriegen auch Mannschaften wie Augsburg oder Braunschweig es hin, sich nicht so derart von den Münchnern vorführen zu lassen. Um es mit Werders Kapitän Clemens Fritz zu sagen: „Wir haben schön auf die Fresse bekommen.“ Oder mit Nils Petersen, der da meinte: „Über die 90 Minuten gesehen, haben wir alle unterm Limit gespielt.“

Direkt nach dem Spiel, während die Bayern-Spieler zum Feiern in die Kurve gingen, bildeten die Werder-Spieler einen Kreis am Anstoßpunkt. Es hatte allerdings wenig von diesen Zusammenkünften, die den Mannschaftsgeist beschwören, es hatte eher etwas von Trauerarbeit. Wenngleich Trainer Robin Dutt trotz der Pleite einmal mehr die Mentalität seiner Mannschaft lobte. „Diese Niederlage hat uns geschockt, wir werden viel Kritik einstecken müssen, aber das wird uns als Team nicht aus der Bahn werfen.“

Tatsächlich rannten die Bremer, sie kämpften - bis zum 0:4 jedenfalls - doch sie waren dem Gegner hoffnungslos unterlegen. Die Frage nach der Qualität seiner Mannschaft konterte Dutt mit seiner Standardantwort, die da lautet: „Ich bin zu hundert Prozent von meinen Spielern überzeugt.“

Dutt hatte erstaunlicherweise auf den wieder genesenen „Sechser“ Philipp Bargfrede verzichtet und mit Franco di Santo und Nils Petersen zwei echte Stürmer von Beginn an gebracht. Der Plan dürfte gewesen sein, die Bayern möglichst früh zu attackieren und so weit wie möglich vom eigenen Tor wegzuhalten. Er beinhaltete aber wohl auch die Hoffnung, dass Werder gegen diese Münchner, die derzeit wohl beste Vereinsmannschaft der Welt, tatsächlich mitspielen könne. Das erwies sich schnell als Trugschluss. Spätestens nach dem 2:0, so Bayerns Nationalspieler Toni Kroos „hat Werder es uns leicht gemacht, weil sie uns viel zu viel Raum gelassen haben.“ Man werde das 0:7 jetzt analysieren, so Dutt, und sich dann auf die Partie am Freitagabend bei Hertha BSC konzentrieren, „einem Gegner, mit dem wir uns messen können.“ Sven Bremer

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