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Dortmunds Kevin Großkreutz könnte heute Abend in der Innenverteidigung auslaufen.

© dpa/picturealliance

Champions-League-Spiel in Marseille: Kevin Großkreutz - Dortmunds Improvisationstalent

Wegen Verletzungen muss Jürgen Klopp auch im heutigen Champions-League-Spiel in Marseille improvisieren. Dortmunds Kevin Großkreutz könnte als Innenverteidiger aushelfen.

Den ersten wichtigen Sieg der Woche hat Borussia Dortmund schon am Montag errungen. Nicht auf dem Rasen, sondern vor dem Oberlandesgericht in Hamm, wo der Klub eine einstweilige Verfügung gegen den Dortmunder Kreisverband der Partei „Die Rechte“ erwirkte, die bei der Kommunalwahl 2014 mit dem Slogan „Von der Südtribüne in den Stadtrat!“ zu werben gedachte. Der zweite wichtige Sieg, der dem BVB den Einzug ins Champions-League-Achtelfinale garantieren würde, soll beim letzten Vorrundenspiel an diesem Mittwoch in Marseille (20.45 Uhr, live im ZDF) folgen.

Bei den in der Gruppenphase bisher noch punktlosen Franzosen fürchtet sich der BVB weniger vor dem Gegner als vor seinem eigenen Team. Neben den langzeitverletzten Fachkräften Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan hat sich am Wochenende bei der 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen auch noch Sven Bender verletzt abgemeldet. Zudem ist fraglich, ob der angeschlagene Nuri Sahin auflaufen kann.

Jürgen Klopp muss im defensiven Mittelfeld und in der Viererkette weiter improvisieren. Im Grunde braucht er Sven Bender gleich zweimal. Manuel Friedrich ist in der Champions League nicht spielberechtigt und mit dem Griechen Sokratis steht nur noch ein echter Innenverteidigung zur Verfügung. Daher testete Klopp in der letzten Trainingseinheit vor dem Abflug nach Frankreich in der Viererkette abwechselnd Marian Sarr (18 Jahre, kein Bundesligaspiel) und Koray Günter (19, ein Bundesligaspiel). Eine denkbare Variante wäre auch, Kevin Großkreutz von der Außenbahn nach innen zu ziehen und dafür den wieder genesenen Lukasz Piszczek rechts in die Viererkette zu beordern.

Video: Klopp: "Eine riesengroße Chance"

Wenn im Dortmunder Kader rotiert wird, ist Großkreutz meistens mit von der Partie. Der Ur-Dortmunder ist so vielseitig einsetzbar, dass er praktisch auf jeder Position auflaufen kann. „Ich spiele da, wo ich hingestellt werde“, lautet seine Standardfloskel, wenn er auf die Rochaden angesprochen wird: „Hauptsache, ich stehe auf dem Platz.“

Niemals käme es dem 25-Jährigen in den Sinn, Ansprüche zu formulieren. Mit vier Jahren stand der Junge aus dem Dortmunder Arbeiterbezirk Eving zum ersten Mal auf der gewaltigen Südtribüne, seitdem lebt er die Leidenschaft für den BVB mit jeder Faser seines Körpers. Großkreutz empfindet es nach wie vor als riesiges Privileg, von der größten Stehplatztribüne Europas auf den Rasen hinabgestiegen zu sein und bei dem Klub mitzumischen, den er früher angefeuert hat.

Mit seiner Art ist Großkreutz für das Dortmunder Binnenklima ein eminent wichtiger Faktor. Zuletzt ist er aus der Rolle des Mitläufers hinausgewachsen und hat sich als Meinungsführer etabliert. So nahm er sich nach dem uninspirierten Auftritt gegen Leverkusen die Kollegen vor: „Wir haben die Köpfe hängen lassen“, monierte Großkreutz, „so etwas darf uns nicht passieren.“ Defizite bei Leidenschaft und Moral, das ist für den Malocher Großkreutz ein unhaltbarer Zustand.

Klopp schätzt an Großkreutz seine Flexibilität und Lernfähigkeit. Die größte Umstellung für den gelernten Offensivspieler war es, als Außenverteidiger auch für Einwürfe zuständig zu sein. Bei seinen ersten Versuchen sei der Ball „nicht weiter als drei bis fünf Meter weit geflogen“, berichtet Klopp. Doch auch dieses Manko hat Großkreutz mit großer Akribie abgearbeitet. Klopp bezeichnet seinen Allrounder als „taktisches Genie“, das instinktiv die richtigen Entscheidungen treffe. Genau das braucht der BVB auch heute, um ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen.

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