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Unerreichbar. Zuletzt sprach Dirk Nowitzki davon, auch in China oder Südamerika spielen zu können. Eine Rückkehr nach Deutschland lässt er bislang offen.

©  Reuters

Arbeitskampf im US-Basketball: Deutschland für NBA-Stars uninteressant

Die Stars der NBA, allen voran Dirk Nowitzki, kommen nach Europa, nein, noch besser, sie kommen nach Deutschland. Das ist es, was sich alle Basketball-Fans hierzulande erhoffen und erträumen. Aber ist das auch realistisch?

Seit einem Monat befindet sich die stärkste Basketball-Liga der Welt im Lockout, die Klubs haben ihre Spieler ausgesperrt. Die Arbeitsverträge ruhen, weil sich Team-Besitzer und Spielergewerkschaft nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen können. Am Montag scheiterte die erste Verhandlungsrunde seit Lockout-Beginn, Liga und Gewerkschaft sind in ihren Vorstellungen atlantikweit auseinander. Die kommende NBA-Saison droht auszufallen.

Dass NBA-Stars nun in Deutschland anheuern, ist zumindest theoretisch denkbar. Vor wenigen Tagen gab der Weltverband Fiba seinen Segen, dass NBA-Spieler für andere Klubs auflaufen dürfen, solange ihre Verträge in den USA ruhen. Schon wenige Tage nach Beginn des Lockouts unterschrieb einer der besten Spielmacher der Liga, Deron Williams von den New Jersey Nets, einen Vertrag bei Besiktas Istanbul in der Türkei. Weitere NBA-Stars wie Kobe Bryant äußerten öffentlich Interesse, in Europa zu spielen.

Soweit zu den hoffnungsvollen Fakten. Die harte Realität für Träumer lautet, dass außer Williams noch kein NBA-Star in Europa unterschrieben hat. Lediglich Ergänzungsspieler wie der Serbe Nena Kristic von den Boston Celtics, der bei ZSKA Moskau unterschrieb, oder Kyle Weaver, der bei Alba landete, aber zuletzt auch schon in Belgien spielte, sind in Europa gesichtet worden. Auch Dirk Nowitzki hat sich noch nicht festgelegt. Zuletzt redete er davon, auch nach Südamerika oder China gehen zu können. Ob der frischgebackene NBA-Meister das ernst meint oder ihn nur die ständige Fragen nach einer Heimkehr genervt haben, bleibt offen.

„Ich glaube, dass Deutschland keinen NBA-Spieler sehen wird“, sagt Marko Pesic, Sportdirektor von Bundesliga-Aufsteiger Bayern München. „Wer kann denn hierzulande Kobe Bryant 300.000 Dollar in der Woche bezahlen? Das sind ja Fußballergehälter.“ Dabei müsse man unterscheiden zwischen Spielern, die vertragslos seien und anderen, die NBA-Arbeitgeber haben, zumindest auf dem Papier. „Die vertragslosen Spieler gehen dahin, wo es das meiste Geld gibt - Spanien, Türkei, Russland und vor allem China - und die Spieler mit Vertrag scheuen das Risiko“, sagt Pesic. Europäische Klubs können die Spieler zwar für teures Geld versichern, doch wer sich beim Auslandsabenteuer schwer verletzt, der riskiert seinen Millionen-Vertrag in der NBA. „Ein LeBron James hat mit 26 Jahren schon 700 Ligaspiele bestritten, der wird die Zeit nutzen, um sich auszuruhen und an seinem Spiel zu arbeiten“, sagt Pesic.

Und wer wirklich ins Ausland geht, der wird sich eher in die spanische, italienische oder griechische Liga orientieren, die sportlich gleich hinter der NBA kommen, wenn auch mit einigem Abstand. Oder in wachsende Märkte wie die Türkei oder China, wo auch die Interessen der Privatsponsoren der Spieler liegen.

Ohnehin macht es „sportlich wenig Sinn, einen NBA-Spieler zu holen“, sagt Pesic, „auch wenn es marketingtechnisch interessant wäre, volle Hallen und Fernsehübertragungen bringen würde.“ Die meisten Teams sind schon fertig mit ihren Kaderplanungen für die kommende Saison. Wer seine Mannschaft dennoch um einen NBA-Star aufbauen möchte, der riskiert, dass er innerhalb von 48 Stunden in die NBA zurück muss, sobald der Arbeitskampf beendet ist.

Und nach Deutschland kommt sowieso nur „wer unbedingt hierher möchte“, sagt Pesic. Und so sieht der Bayern-Manager auch die Chancen auf Nowitzki gering. „Wenn er klar sagt, dass er nach Deutschland möchte, kann man gerne reden“, sagt Pesic. „Bevor er das nicht tut, beschäftigen wir uns nicht damit.“

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