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Alexander Meier (M.).

© Reuters

Eintracht Frankfurts Torjäger: Alexander Meier: Palme unter Artenschutz

Der neue Trainer Thomas Schaaf wollte ihn nicht mehr. Doch Frankfurt kann noch nicht ohne Alexander Meier - jetzt liegt er sogar an der Spitze der Torjägerliste

Das Zöpfchen wippte und wackelte. Überraschend lang ist die Haarpracht von Alexander Meier mittlerweile und überraschend schnell stakste der lange Frankfurter auf das Tor zu. Der Abschluss war dann weniger überraschend, mit der Innenseite des Fußes schob er zum Führungstreffer ein.

Eigentlich keine Sensation, seit einer Dekade sind solch präzise Tore Meiers Markenzeichen bei der Eintracht. Und das 2:0 am Sonntag war ja auch nur „ein Pflichtsieg gegen den Tabellenletzten“, wie Frankfurts Vorstand Axel Hellmann scherzte. Doch erstens hieß dieses gestürzte Schlusslicht immer noch Borussia Dortmund. Und zweitens führt Meier mit seinem achten Saisontor im zwölften Spiel nun alleine die Torjägerliste der Bundesliga an. „Egal“ sagte Meier, denn Torschützenkönig werde am Ende ohnehin ein Spieler von Bayern München. Der spröde Norddeutsche ist immer noch kein gefühliger Hesse, auch nach zehn Jahren in Frankfurt nicht.

Sensationell ist eher, dass Meier mit 31 Jahren und der Kapitänsbinde am Arm seine bisher beste Trefferquote vorlegt – obwohl seine Zeit diesmal endgültig beendet schien. Der neue Trainer Thomas Schaaf wollte im Sommer alte Zöpfe abschneiden. Das traf vor allem Alex Meier. Der einstige Bürstenschnitträger hatte sich mittlerweile eine eigenwillige Hochsteckfrisur sprießen lassen, die man im Ruhrgebiet als „Bottroper Palme“ bezeichnen würde. Doch sonst hatte sich wenig geändert, seitdem er 2004 vom HSV an den Main gekommen war. Einer der ungewöhnlichsten Spielertypen der Bundesliga hatte sich längst Artenschutz und Kultstatus erarbeitet.

Für 1,96 Meter Körpergröße ist Meier überraschend kopfballschwach, aber dafür hat er umso mehr Ballgefühl. Seine Schüsse mit dem Innenspann sind kleine Kunstwerke, mit langem Hebel dahinter. Anfangs pfiffen ihn die Frankfurter Fans noch aus, wenn er phlegmatisch zwischen Mittelfeld und Sturm pendelte, mittlerweile besingen sie ihn als Fußballgott. Das Tor gegen Dortmund war sein 90. Ligatreffer für die Eintracht. Trifft Meier, geht es Frankfurt gut und die Eintracht spielt womöglich im Europacup. Trifft er nicht, dann steigt sie ab.

In Frankfurt war Meier ein stilles Vereinsidol, das gerade einen Rentenvertrag bis 2017 unterschrieben hatte und auf das Kapitänsamt hoffte, als Schaaf kam. Doch der wollte die Abhängigkeit von Meier verringern und ein defensiveres Spielsystem installieren, wie um seine Kritiker aus Bremer Zeiten zu belehren. Meier sollte vorne stehen bleiben, statt sich fallen zu lassen, er hatte kaum noch Ballkontakte und saß dann zu Saisonbeginn nur auf der Bank. Die Medien schrieben vom Machtkampf zwischen Trainer und Vizekapitän, Meier fehlte wie so oft nach kleineren Blessuren die Fitness. Und dennoch traf er, dann eben nach Einwechslungen.

Es ging der Eintracht trotzdem nicht gut. Als im November fünf Pflichtspiele in Folge verloren waren, ging die Mannschaft auf Schaaf zu. Sie bat den Trainer darum, wieder offensiver spielen zu dürfen, wie unter Vorgänger Veh gewohnt. Schaaf gab nach, ließ die Mannschaft wieder früher attackieren und Meier zwischen Mittelfeld und Sturm pendeln. Zwei Siege folgten, gegen die Borussen aus Mönchengladbach und Dortmund, jeweils traf Meier. Die Erfolge scheinen Schaaf zu beweisen: Ganz ändern kann man Frankfurt und Meier eben nicht. Nur das Zöpfchen, das könnte er wirklich abschneiden.

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