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Hat viel Arbeit vor sich: Thomas Bach.

© dpa

Kommentar: Sind die Olympischen Spiele noch attraktiv?

Präsident Thomas Bach hat nicht verstanden, dass das Votum in Bayern auch als Grundsatzkritik am Internationalen Olympischen Komitee gemeint war. Ein Kommentar unseres Tagesspiegel-Sportchefs.

Wer ist eigentlich mutlos? Bürger in Bayern, denen es genügt, dass regelmäßig ein Wintersport-Weltcup bei ihnen vor der Haustür stattfindet sowie ab und zu mal eine Weltmeisterschaft und die auf Olympische Spiele einfach nicht scharf sind? Oder das Internationale Olympische Komitee (IOC), das die Entscheidung der Bayern als hasenfüßig abtut? IOC-Präsident Thomas Bach macht es sich jedenfalls gerade ziemlich leicht, wenn er jetzt die Ablehnung der Winterspiele in München allein mit fehlender Bereitschaft der Bürger erklärt, sich auf ein Wagnis einzulassen. Er hat wohl nicht verstanden, dass das Votum in Bayern auch als Grundsatzkritik an seiner Organisation gemeint war.

Die Welt ist groß genug und aus einem Nein zu Olympia in Bayern, Graubünden und Wien mag noch kein großer Trend abzulesen sein. Doch es sind Fragen. Zum einen die, wie attraktiv die Olympischen Spiele überhaupt noch sind. Zum anderen die, ob die finanziellen Risiken zwischen IOC und dem Austragungsort tatsächlich gerecht verteilt sind. Beide Fragen hängen miteinander zusammen. Denn für die Bürger in Bayern sind die Spiele nicht oder nicht mehr attraktiv genug, um sie nach den Bedingungen des Internationalen Olympischen Komitees austragen zu wollen.

Der Ruf der olympischen Bewegung hat gelitten. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Unterstützung in Bayern trotz eines verbesserten Bewerbungskonzepts gesunken ist. Und das im Jahr nach den Spielen von London, die als besonders begeisternd gefeiert wurden. So furchtbar viel nachhaltiger lassen sich Olympische Winterspiele nicht veranstalten, wie es in München und den drei anderen Gemeinden geplant war. Die Sorge, sich einer nicht-demokratischen Organisation wie dem IOC auszuliefern war jedoch stärker. Diese Sorge müssten allmählich das IOC und ihr deutscher Präsident ernst nehmen.

Noch immer sind die Olympischen Spiele eine faszinierende Bewegungsmesse. Kein Ereignis zeigt sonst, wie vielfältig der Sport sein kann. Nur rutscht das, was dort veranstaltet wird, allmählich aus der Zeit. Die Mischung stimmt nicht mehr, aber etwa Ringen aus dem Programm zu werfen, hat das IOC am Ende doch nicht fertig gebracht. Wie lassen sich die unzähligen olympischen Wettbewerbe im Schießen noch rechtfertigen? Sie werden inzwischen schon als Medaillenbeschaffungsmaßnahme für den arabischen Raum verspottet.

Die Olympischen Jugendspiele funktionieren vielleicht als pädagogische Maßnahme für künftige Olympiasieger, schaffen es aber nicht, die Begeisterung für die olympische Bewegung in der Gesellschaft zu steigern. Dafür müssten Thomas Bach und seine Kollegen schon an ihrer eigenen Organisation arbeiten. Ihre Zufriedenheit über den wirtschaftlichen Erfolg des IOC ist jedoch größer als ihr Mut etwas zu verändern.

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