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Rinder-Wahnsinn. Das RB-Maskottchen jubelt nun im Leipziger WM-Stadion. Foto: dpa

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Kreierter Klub: RB Leipzig: Aufbruch zu den Profis

Mit dem Test gegen Hertha endet die Aufbauphase von RB Leipzig – der kreierte Klub hat Großes vor.

Es ist das letzte Mal. Gegen Hertha werden sich die frischgebackenen RB-Fans noch einmal auf die einsame 340-Zuschauer-Tribüne setzen, hinter ihnen das Schwimmbad, vor ihnen das Spielfeld; oder sich rundherum auf die rote Aschenbahn stellen, zumindest dort, wo keine Sandkästen für den Weitsprung stehen.

Das Testspiel gegen Berlin um 19 Uhr markiert für Rasenballsport (RB) Leipzig den Abschied aus der Fußballprovinz und den Aufbruch in den Profifußball. Ein letztes Mal spielt der vom Getränkehersteller Red Bull kreierte Verein in Markranstädt, im Stadion am Bad, zehn Kilometer außerhalb des Leipziger Zentrums.

Nur eine Woche später folgt dann gegen einen anderen Berliner Klub, Türkiyemspor, das erste Ligaspiel im ehemaligen WM-Stadion in der Leipziger Innenstadt, an dem sich Red Bull kürzlich die Namensrechte bis 2040 gesichert hat. Doch die Regionalliga Nord soll nur eine Zwischenstation sein für das neue fußballerische Referenzprodukt des österreichischen Konzerns, der auch im Extremsport, in der Formel 1 (Rennställe Red Bull Racing und Toro Rosso), im Eishockey (Meister EC Salzburg) und als Sponsor von 521 Athleten weltweit versucht, seinen Energiegetränken den ewig-sportlichen Glanz der Jugend zu verleihen.

Als Imagebringer Nummer eins im Fußball galt bislang der österreichische Meister aus Salzburg, der Heimat von Dietrich Mateschitz. Doch der Konzernchef erklärte vergangene Woche bei einer Tagung im Kurort Bad Gastein, seine Salzburger Mannschaft werde mittelfristig nur noch als „College-Team“, als erweiterte U-21-Mannschaft, für die Dependance in Leipzig zur Verfügung stehen. Denn, so Mateschitz wörtlich: „Es bringt nichts, wenn wir uns nur auf Österreich konzentrieren. Deshalb sollen in Salzburg vor allem junge Spieler unter Vertrag stehen, die sich dann für Leipzig empfehlen. Unsere stärkste Mannschaft wird in Deutschland spielen.“

Worte, die Tomas Oral, den Trainer von RB Leipzig, erfreuen: „Das macht uns stolz und zeigt, dass der Konzern es ernst meint mit Leipzig.“ Ernst meinte der es auch in Salzburg. In den letzten Jahren hatte der ehemalige SV Austria dank der Sponsorenmillionen und Trainern wie Giovanni Trapattoni, dessen Assistent Lothar Matthäus oder dem aktuellen Coach Huub Stevens den österreichischen Fußball dominiert. Doch an der großen Werbebühne Champions League scheiterte der Klub stets. Erst kürzlich verlor der Klub gar 0:1 auf den Faröern, nun versucht er es erneut.

Das Geld in Österreich floss vor allem in Infrastrukturmaßnahmen, zum Beispiel in ein Trainings- und Nachwuchszentrum, aber auch in Fußball-Akademien in Ghana und Brasilien. Bereits an diesen Investitionen war zu erkennen, dass das Engagement von Red Bull einen größeren Plan verfolgt. Auch in den USA baute man dem hauseigenen „Soccer“-Team in New York ein neues Stadion und verpflichtete Starstürmer Thierry Henry vom FC Barcelona. Doch in einer europäischen Topliga lassen sich mehr Menschen erreichen.

Das lässt den Aufstiegsdruck auf RB Leipzig nicht geringer werden: Vor einem Jahr übernahm der Getränkekonzern die Mannschaft des Fünftligisten SSV Markranstädt, um in Leipzig Fuß zu fassen. Der Fußballstandort lag lange brach, nachdem die miteinander verfeindeten Traditionsklubs Lokomotive und Sachsen Leipzig in die Oberliga abgestürzt waren. Deren Anhänger kritisieren RB als Retortenverein. Und obwohl dem ehrgeizigen Neuklub direkt der Aufstieg in die Regionalliga gelang, mussten Trainer und Sportdirektor gehen. Red-Bull-Fußballchef Dietmar Beiersdorfer übernahm das Präsidentenamt beim neuen Premiumprodukt und installierte Oral als Trainer, der einst den FSV Frankfurt von der Oberliga direkt in die Zweite Liga führte. Zwischenzeitlich war sogar Schalkes Felix Magath im Gespräch.

„Es ist kein Geheimnis, dass wir am Ende ganz oben stehen wollen“, sagt Oral zu den Saisonzielen. Und obwohl RB nur mit 2000 Zuschauern in der Leipziger 44 000-Mann-Arena kalkuliert, will Oral „die Zuschauer an uns binden“.

So wie RB es ein Jahr lang in Markranstädt tat, wo der Stammverein die Einnahmen aus dem Hertha-Spiel behalten darf, als Abschiedsgeschenk sozusagen.

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