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Moderner Fünfkampf: Der Moderne Fünfkampf will modern werden

Der Moderne Fünfkampf will zuschauerfreundlicher, kürzer und spannender werden. Deshalb wird jetzt eine Art Biathlon ohne Schnee eingeführt.

Der Moderne Fünfkampf ist heute weit davon entfernt, Trendsport zu sein. Das war er vielleicht mal, als ihn Baron Pierre de Coubertin, der Erfinder der Olympischen Spiele der Neuzeit, für die Spiele 1912 in Stockholm ins Leben gerufen hat. Doch heute ist die Kombination aus Laufen, Schießen, Reiten, Fechten und Schwimmen alles andere als modern. Womöglich aber können das die neuen Regeln wieder ändern, denn der Moderne Fünfkampf wird zuschauerfreundlicher, kürzer und spannender – und damit vielleicht sogar zum Trendsport.

Künftig soll es ein spektakuläres, telegenes Finale geben. Nach Fechten, Schwimmen und Reiten wird nun abwechselnd geschossen und gelaufen, alle 1000 Meter fünf Treffer, das ganze drei Mal – eine Art Biathlon ohne Schnee. Mit Schießen geht’s los. Weiterlaufen darf der Athlet, wenn er fünfmal getroffen hat oder wenn die maximal 70 Sekunden für die Schießeinlage abgelaufen sind. Wer als Erster ins Ziel läuft, ist auch der Gesamtsieger des Fünfkampfs. Die Einführung dieses neuen Finales, genannt „Combined Event“, hat der Weltverband UIPM Ende vergangenen Jahres beschlossen. Nun gibt es die ersten Erfahrungen mit der neuen Wettkampfform.

„Früher, als Schießen noch eine eigene Disziplin war, hatten wir 20 Schuss und kein Zeitlimit“, erklärt Lena Schöneborn, Olympiasiegerin von Peking 2008. Jetzt müsse sie mit der Hektik am Schießstand umgehen. Es gehe nur noch um Schnelligkeit. „Wer gut und schnell schießt, sollte aber richtig belohnt werden“, sagt Kim Raisner, Trainerin des deutschen Frauen-Nationalteams. Sie findet die 70-Sekunden-Regel nicht fair und hofft auf Änderungen. „Theoretisch könnten sich die Athleten in der Zeit ausruhen und dann einfach weiterlaufen“, kritisiert sie. Bei der Kaderqualifikation für das deutsche Nationalteam kürzlich auf dem Berliner Olympiagelände hat sich ihre Sorge allerdings nicht bestätigt.

Dennoch kritisieren auch viele Athleten den neuen Modus. Lena Schöneborn fragt sich, ob man den Fünfkampf überhaupt noch als solchen bezeichnen kann. „Vielleicht könnte man jetzt eher Vierkampf in fünf Disziplinen sagen“, sagt sie. Sie findet, dass die Leistungen aus Fechten, Schwimmen und Reiten durch den neuen Final-Modus nicht genügend honoriert werden. „Man kann vorher schlecht gewesen sein und zum Schluss alles wieder aufholen“, sagt sie.

Bei der Kaderqualifikation ging Schöneborn beim Finale als Führende mit 15 Sekunden Vorsprung an den Start. Sie kam auch als Erste wieder an, aber „früher hätte ich deutlicher gewonnen“, sagt sie. „Der 3000-Meter-Lauf lag mir. Ich schieße im Moment zu langsam.“ Derzeit investiert sie den Großteil ihrer fünf täglichen Trainingsstunden, um sich auf den neuen Doppel-Wettkampf einzustellen. Ginge es nach der 22-Jährigen, sollte man pro Fehlschuss Strafrunden laufen, statt unendlich oft zu schießen. „Im Biathlon gibt es auch Strafrunden“, sagt Lena Schöneborn.

Klaus Schormann teilt die Sorgen der Olympiasiegerin nicht. „Die erfolgreichen Athleten bleiben erfolgreich“, sagt der Präsident des deutschen Fünfkampfverbandes und des internationalen Verbandes UIPM. Das zeige sich in Asien, wo der Moderne Fünfkampf schon länger im neuen Modus stattfindet. Er versteht, dass viele Athleten sich gegen den „Combined Event“ sträuben, „aber das ist die Zukunft des Fünfkampfes. Den Sportlern muss es doch auch wichtig sein, dass der Moderne Fünfkampf zukunftsfähig bleibt und telegener wird.“

Hüseyin Ince

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