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Die deutschen Fans schöpfen Hoffnung für eine erfolgreiche EM - wie diese junge Frau auf der Fanmeile in Berlin.

© Christof Stache/AFP

Nach dem Nordirland-Spiel: Deutschland darf wieder träumen - zumindest ein bisschen

Drei Spiele, sieben Punkte, kein Gegentor. Die Gruppenphase der deutschen Mannschaft bei der Fußball-EM war solide. Es geht noch besser, aber der Anfang ist immerhin gemacht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Im Pariser Prinzenpark, der Heimstatt von Paris St. Germain, steht an einem Treppenaufgang ein Spruch, der auch die Umgestaltung des Stadions zur Europameisterschaft und das Branding durch die Uefa unbeschadet überstanden hat. „Revons grand!“ Lasst und groß träumen.

Die ersten beiden Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der EM hatten noch nicht zu den größten aller Träume Anlass geboten; auch das 1:0 im finalen Gruppenspiel gegen Nordirland in eben diesem Prinzenpark muss einen nicht zwingend zu Größenwahn verleiten. Dafür ist Nordirland fußballerisch zu klein und das Ergebnis eben doch ein bisschen zu knapp ausgefallen. Aber, um es mal vorsichtig auszudrücken: Die großen Träume sind zumindest ein wenig weniger unwahrscheinlich geworden.

Der Weltmeister, der sich mit einigen Schwierigkeiten durch die Qualifikation für die EM gequält hat, hat seine Vorrundengruppe in Frankreich standesgemäß als Erster abgeschlossen. Die Deutschen haben – was vielleicht noch wichtiger ist – in allen drei Begegnungen kein Gegentor kassiert. Seit dem Triumph von Rio, in den Ebenen des Alltags, ist ihnen das eher selten passiert. Sie haben bewiesen, dass sie ihre Schwächen erkennen und erfolgreich dagegen angehen können. Hinzu kommt, dass die Umstellungen die Bundestrainer Joachim Löw gegen Nordirland vorgenommen hat (Mario Gomez für Mario Götze im Sturm und Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger anstellen von Benedikt Höwedes) einen positiven Einfluss auf das deutsche Spiel hatten.

Auch wenn Nordirland nicht der endgültige Maßstab sein kann: Die Mannschaft, so wie sie in Paris gespielt hat, bietet sich in dieser Besetzung durchaus auch für die nächsten Spiele an. Mario Gomez hat das entscheidende Tor erzielt, was für einen Stürmer so etwas wie eine Green Card ist; und Kimmich hat auf der Position sehr viel mehr Druck nach vorne entwickelt, als es in den beiden Begegnungen mit Benedikt Höwedes der Fall war.

Für die Geschichte eines Turniers ist es manchmal gar nicht so schlecht, wenn nicht vom ersten Tag an alles fluppt, wenn man sich erst in die Partien reinbeißen und gegen Schwierigkeiten ankämpfen muss. Im ersten Spiel gegen die Ukraine hatten die Deutschen Probleme in der Defensive. Im zweiten gegen Polen standen sie sehr stabil, entwickelten aber nach vorne so gut wie überhaupt keinen Druck mehr.

Offensiv gefährlicher zu werden – das war das Ziel gegen die Nordiren, ohne dass dies auf Kosten der Defensive gehen sollte. Das hat die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw geschafft. Sie hatte einen ganzen Haufen an Chancen und geriet hinten kein einziges Mal ernsthaft in Gefahr.

Eine bessere Chancenverwertung steht dann für das Achtelfinale auf dem Stundenplan.

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