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Norbert Meier, 53, hat Fortuna Düsseldorf 2008 in der Regionalliga übernommen und in der vergangenen Saison nach 15 unterklassigen Jahren zurück in die Bundesliga geführt. In der Relegation setzten sich die Düsseldorfer dabei gegen Hertha BSC durch, das Rückspiel wurde von Tumulten überschattet. Das erste Heimspiel nach dem Aufstieg muss Fortuna deshalb unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.

© picture alliance / dpa

Norbert Meier im Interview: „Die Euphorie ist verloren gegangen“

Düsseldorfs Trainer Norbert Meier über die Nachwirkungen des Skandalspiels in der Relegation gegen Hertha BSC und seine Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison.

Herr Meier, wie haben Sie Ihren Spielern den bitteren Nachgeschmack durch die juristische Verlängerung der Relegation gegen Hertha BSC genommen?

Den konnte ich ihnen nicht nehmen. Wir haben ja die ganze Zeit weitertrainiert. Diese Euphorie des Aufstiegs, die man eigentlich über mehrere Tage ausleben muss, um Dinge zu verarbeiten, all das ist mit Abschluss dieser Saison verloren gegangen. Das ist schade, gerade weil Fortuna so lange aus der Bundesliga verschwunden war.

Zum Heimspielauftakt gegen Mönchengladbach droht wegen des Platzsturms gegen Hertha die nächste bittere Pille: ein Geisterspiel. Hat der Einspruch der Fortuna eine Chance?
Das kann ich nicht sagen. Es ist nur bedauerlich, dass dieses Niederrhein-Derby, das von einer großen sportlichen Rivalität gekennzeichnet ist und auf das beide Fanlager 15 Jahre lang warten mussten, möglicherweise nicht vor vollem Haus mit all seinen Emotionen stattfinden kann.

Trotzdem gibt es mit mehr als 25 000 verkauften Dauerkarten schon jetzt einen neuen Rekord in Düsseldorf. Was bedeutet der Aufstieg für Verein und Stadt?
Wir haben viele Fans, die uns schon in der Vergangenheit begleitet haben. Die sind stolz, dass jetzt wieder Erstliga-Fußball zu sehen ist. Bei Traditionsvereinen gibt es immer besondere Ereignisse, wie bei uns das Europapokal-Endspiel 1979 gegen Barcelona, an die sich die Leute gerne erinnern und von denen man wieder träumt. Davon sind wir noch weit entfernt. Aber die Fortuna wird in ganz Fußball-Deutschland und darüber hinaus wieder wahrgenommen. Unsere Fans können beruhigt zur Arbeit gehen, weil sie wieder mitreden können im Konzert der Großen. Zumindest werden sie auch mal gefragt: Was macht denn euer Klub?

Wo wohnen Sie: Bei den Völlers und Magaths im vornehmen Stadtteil Oberkassel, im noblen Zooviertel, wo Raúl gewohnt hat, oder im hippen Flingern?
Ich wohne im weniger mondänen Viersen, was am Niederrhein und damit etwas ländlich liegt. Aber es ist doch schön, wenn sich Rudi Völler oder Michael Ballack hier in Düsseldorf wohlfühlen.

Sie sind also eher Landmensch als Königsallee-Typ?
Das hat nichts damit zu tun. Ich fahre schließlich nicht mit dem Trecker durch Viersen. Auch dort wohnen fast 70 000 Einwohner und ich fühle mich dort seit längerem recht wohl.

Zurück nach Düsseldorf: In Maximilian Beister, Sascha Rösler und Thomas Bröker haben drei der vier Top-Torschützen der Aufstiegssaison Ihre Mannschaft verlassen. Können Sie die ersetzen?
Sie haben natürlich perfekt in unser Mannschaftsgefüge gepasst. Aber denjenigen, die jetzt kommen, vertrauen wir auch wieder. Wir haben in den vergangenen Jahren relativ gut gelegen, was Positionsveränderungen anging, etwa bei Bamba Anderson, Martin Harnik oder Maxi Beister. Das lässt sich gewiss nicht immer so einfach wiederholen, aber wir haben uns bei dem, was wir machen, etwas gedacht.

Am Dienstag haben Sie die Verpflichtung von Torhüter Nikolaos Papadopoulos von Olympiakos Piräus verkündet. Bei allem Respekt: Wie wollen Sie mit 16 neuen Spielern in acht Wochen eine konkurrenzfähige Bundesliga-Elf formen?
Das ist die Herausforderung, die uns bevorsteht. Wir müssen das Bestmögliche versuchen, um in einer etwas längeren Vorbereitungszeit als sonst eine Mannschaft zusammenzustellen, die nachher leistungsfähig sein wird.

Teuerster Neuzugang ist der 22 Jahre alte Torhüter Fabian Giefer, der für 400 000 Euro aus Leverkusen gekommen ist. Haben Sie mehr Masse als Klasse verpflichtet?
Die Zahl kann ich Ihnen so nicht bestätigen. Es ist immer eine Frage der wirtschaftlichen Machbarkeit. Sicherlich hat Real Madrid mit der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo eine größere prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass der Spieler einschlägt. Da müssen wir uns eben andere Gedanken machen. Ansonsten sind wir tiefenentspannt, denn Sie dürfen nicht vergessen: Wir sind ein Aufsteiger, der vor vier Jahren noch Regionalliga gespielt hat.

Welches andere Ziel außer Klassenerhalt geben Sie Ihrem Team mit auf den Weg?
Damit haben Sie alles gesagt. Da wird es auch nichts anderes geben. Erfolg ist immer eine Frage der Definition. Für uns wird Erfolg etwas anderes sein als für Borussia Dortmund oder Bayern München.

Interview: Thorsten Langenbahn.

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