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Ladenschluss fürs City Café. Ab jetzt dürfen auf dem olympischen Gelände nur noch die Sponsoren ausschenken. Foto: dpa

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London 2012: Ärger um Markenschutz für Olympiasponsoren

In London wird die Begeisterung für die olympische Spiele immer größer. Der per Gesetz beschlossene Schutz der Olympiasponsoren führt aber zu absurden Szenen - und viel Kritik.

Der Fleischer Dennis Spurr aus Weymouth muss sein Schaufenster wieder umdekorieren. Er hatte auf ein Werbeschild Würste in Form olympischer Ringe aufgemalt. „Ich wollte nur die Leute in Stimmung bringen“, sagt er. Doch die fünf Ringe darf er nicht nutzen. Ein Blumenladen musste olympische Ringe aus altem Stanniolpapier abnehmen, und das „Royal Ballet Birmingham“ wollte seine neueste Produktion „Schneller, Höher, Stärker“ nennen – aber das olympischen Motto steht unter Markenschutz. Locog, das Londoner Organisationskomitee, senkte auch den Daumen, als der Verein der britischen Zuckerbäcker einen Wohltätigkeitswettbewerb im Backen von „2012 Kuchen“ starten wollte.

Nun erhebt sich ein Chor der Kritik. Der Schutz der olympischen Symbole zugunsten weniger Sponsoren sei absurd. „2005 dachten wir, wir haben Olympia übernommen. Stattdessen hat Olympia Großbritannien übernommen“, wetterte das Politikmagazin „Spectator“. Sprachkontrolle ist Teil des Gesetzes. Jede Kombination von zwei der (englischen) Wörter „Spiele, 2012, Zweitausend und Zwölf, Zwanzig Zwölf“ ist geschützt. Auch die Kombination eines dieser Wörter aus der „Liste A“ mit einem Wort der „Liste B“ – „London, Medaillen, Sponsoren, Sommer, Gold, Silber, Bronze“ – ist verboten.

„Noch ist niemand angeklagt worden“, verteidigt der frühere Olympiaminister Richard Cranborn den „Olympic Games and Paralympic Games Act 2006“, für den er verantwortlich war. Es ist das Gesetz, das die Marke Olympia und die offiziellen Sponsoren vor Konkurrenz schützt. Er sei stolz auf seine Arbeit, sagt Cranborn. Sie ermögliche die Finanzierung der Spiele, und auch die Balance stimme. „3000 Jugendklubs durften im Rahmen der Vorbereitungen die olympischen Ringe benutzen“, betont er in der BBC: „Aber Tatsache ist, dass wir zwei Milliarden Pfund für die Durchführung der Spiele brauchen und 750 Millionen Pfund davon von Sponsoren kommen müssen.“

300 Spione sind nun zum Sponsorenschutz ausgeschwirrt, seit Mittwoch dürfen die 55 offiziellen Olympiasponsoren, darunter die Topsponsoren, die allein mehr als 100 Millionen Pfund beisteuern, das Feld beherrschen. „Unsere Partner würden keine Verträge abschließen, wenn man es umsonst haben kann. Sie wollen nicht, dass ihre Konkurrenten das alles haben können, ohne zu bezahlen“, erklärt Locog-Rechtsanwältin Alex Kelham.

Bildergalerie: Die Sportstätten für London 2012

McDonalds hat auf dem Olympiagelände sein weltweit größtes Restaurant gebaut – und nicht nur das Olympiamonopol auf Burger, sondern auch auf Pommes – oder „Chips“, wie sie in England heißen. Getrunken werden darf nur die offizielle Cola – wobei die Markenpolizei hier leichtes Spiel hat: Niemand darf mehr als 100 Milliliter Flüssigkeit ins Stadion bringen.

Die Kritik an der Sponsorenwirtschaft hat noch eine zweite Zielrichtung. Die ethischen Grundlagen vieler Sponsorenfirmen werden hinterfragt. Der Streit um Sponsor Dow Chemical tobte Anfang des Jahres so heftig, dass eine Direktorin, Meredith Alexander, von der Locog Nachhaltigkeitskommission zurücktrat. Dow Chemical kam wegen der Erblasten der Umweltkatastrophe in Bhopal in die Debatte. An den Folgen des Gasaustritts 1984 starben mindestens 8000 und nach inoffiziellen Schätzungen mehr als 20 000 Menschen. Alexander war der Auffassung, dass Dow Chemical durch die spätere Übernahme der Verursacherfirma Union Carbide nun die Verantwortung für die Folgen habe – was Dow Chemical bestreitet.

Die jüngste Attacke kam von Londoner Ärzten. Angesichts der Adipositas-Krise im Land sei es „obszön“, dass ausgerechnet Olympia gemeinsame Sache mit McDonalds, Coca-Cola, Cadbury’s und Heineken mache. „Fast Food, Zuckergetränke, Schokolade und Alkohol, das sind Nahrungsmittel, die wir um unserer Kinder willen dämonisieren müssen“, wetterte der Kardiologe Aseem Malhotra. „Man hätte gehofft, dass der Wettbewerb der besten Athleten der Welt einen positiven Einfluss auf Großbritanniens Jugend hat.“ Malhotra fürchtet nun, dass Sponsorenwerbung mehr Einfluss haben wird als das gute Beispiel fitter Sportler.

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