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Vorbeigegrätscht. Für die Berliner John Anthony Brooks, Fabian Lustenberger und Vedad Ibisevic ist die Europapokalsaison schon wieder beendet.

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Qualifikation zur Europa League: Hertha fliegt nach 1:3 bei Bröndby aus dem Europapokal

Das war ein kurzer Auftritt: Nach siebenjähriger Abstinenz im Europapokal scheidet Hertha BSC bereits in der dritten Quali-Runde der Europa League aus. Die Berliner verloren 1:3 bei Bröndby IF.

Nach einer knappen halben Stunde ließ sich Pal Dardai zu einem ersten richtigen Gefühlsausbruch verleiten. Der Trainer von Hertha BSC machte gewissermaßen die Beckerfaust, und zwar ein, zwei, drei, vier Mal. Das Auswärtstor zum zwischenzeitlichen 1:1, das sein Team gerade in Person von Vedad Ibisevic erzielt hatte, es sollte doch wohl reichen zum Einzug in die Play-off-Runde zur Europa League! So jedenfalls ließ sich Dardais Geste deuten – weil Bröndby IF nach der Hinspielniederlage vor einer Woche (0:1) und der alten Europapokal-Arithmetik zufolge nun zwei weitere Treffer gegen den Bundesligisten benötigen würde. Oder hatte sich Dardai tatsächlich zu früh gefreut?

In die Verlängerung, das war spätestens nach Ibisevics Treffer klar, würde das Rückspiel gegen den dänischen Spitzenklub jetzt nicht mehr gehen können. Trotzdem hat der Stab von Hertha BSC am Donnerstagabend lange zittern müssen – und stand am Ende mit leeren Händen da. Nach einer 1:3 (1:2)-Niederlage im Kopenhagener Vorort ist Herthas erste Europapokalsaison seit sieben Jahren nach gerade einmal zwei Spielen in der dritten Qualifikationsrunde beendet. Erschwerend kam hinzu, dass die Berliner, von geschätzt 2000 Anhängern nach Dänemark begleitet, über weite Strecken wirklich keine gute Leistung zeigten. Sie flogen raus, und zwar ohne Applaus.

Der Tag in Kopenhagen hatte, analog zum Spiel später, ebenfalls mit einer Schrecksekunde für die Berliner begonnen. In der Nacht zu Donnerstag hatten Unbekannte vor dem Teamhotel Steine und Farbbomben auf den Mannschaftsbus des Bundesligisten geworfen und zwei Scheiben zerstört. Wer für die Aktion verantwortlich war, ließ sich zunächst allerdings nicht abschließend klären.

Unter sportlichen Aspekten setzte Trainer Dardai auf Vertrautes und schickte die gleiche Formation aufs Feld wie vor einer Woche im Jahnsportpark, abgesehen von einer zentralen Ausnahme: Im Tor stand nicht der Norweger Rune Jarstein, sondern Thomas Kraft, und der Rückkehrer musste sich direkt auszeichnen. Nach gerade einmal zwei Minuten entschärfte er einen Schuss von Kamil Wilczek. Dummerweise klärten Krafts Vorderleute den Ball deutlich unentschlossener als ihr Keeper, und das machte sich Teemu Pukki zu Nutzen. Nach wildem Gestocher im Fünfmeterraum traf der Finne zum frühen 1:0 – es war genau der Start, den sich die Dänen und ihr deutscher Coach Alexander Zorniger gewünscht hatten.

Es dauerte eine Weile, ehe Hertha diesen Schreck aus den Trikots schüttelte und selbst aktiv wurde. Nach einer Viertelstunde wurden die Gäste sicherer und investierten auch mehr im Spiel nach vorn. Ihr Treffer fiel trotzdem fast aus dem Nichts: Nach feiner Flanke von Peter Pekarik vollendete Ibisevic in bester Mittelstürmermanier per Flugkopfball zum 1:1, es war ein ähnlich spektakuläres Tor wie der Siegtreffer des Bosniers vor einer Woche.

Auf der Gegenseite dauerte es aber nur zwei Minuten, ehe Hertha wieder in Rückstand geriet. Nach einem katastrophalen Ballverlust von Marvin Plattenhardt an der eigenen Strafraumgrenze traf erneut Pukki zum 2:1-Halbzeitstand.

Bei dem was Hertha geboten hat, möchte ich gar nicht von Leistung sprechen wollen. Mit dem Kader haben sie schon die Rückrunde vergeigt, aber die Fehlbesetzung Preetz ist ja der Meinung, dass Verstärkung nicht notwendig sei. Jedenfalls hat man so im europäischen Fußball nichts zu suchen.

schreibt NutzerIn ludwig-locke

Nach dem Seitenwechsel machten die Berliner weiter mit ihren hanebüchenen Defensivfehlern. Per Skjelbred spielte einen Ball genau in die Füße des ehemaligen Berliners Hany Mukhtar, der auf Wilczek und der wiederum auf Pukki weiterspielte, und schon stand es 1:3 aus Berliner Sicht. Dardai reagierte daraufhin und brachte nach einer Stunde einen weiteren Stürmer in Sami Allagui, und in der Tat boten sich den nun offensiver agierenden Berlinern in der letzten halben Stunde einige Szenen aus aussichtsreicher Position. Sowohl Salomon Kalou als auch Vedad Ibisevic als auch Allagui brachten den Ball aber nicht im Netz unter. Ganz kurz vor dem Ende, als Bröndbys Strafraum endgültig unter Belagerung stand, scheiterte erneut Kalou.

Am Freitag findet nun die Auslosung für die Play-offs zur Europa League (Spieltermine: 18./25. August) statt. Wahrscheinlich werden sie nach diesem enttäuschenden Abend in Dänemark gar nicht erst einschalten bei Hertha BSC.

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