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Spanien: EU nimmt Klubs ins Visier

Erhalten spanische Klubs wie Real Madrid, der FC Barcelona oder Athletic Bilbao einen Wettbewerbsvorteil durch indirekte Hilfen vom Staat? Diese Frage will die EU-Kommission klären. Die Folgen könnten gravierend sein.

Die Europäische Union nimmt den spanischen Fußball unter die Lupe. Spitzenvereine wie Real Madrid oder der FC Barcelona waren von der Konkurrenz in anderen Ländern schon seit langem um die horrenden Ablösesummen und Gehälter beneidet worden, die sie für Stars wie Cristiano Ronaldo, Gareth Bale oder Neymar zahlen können. Die EU-Kommission will nun herausfinden, ob Vereine im Land des Welt- und Europameisters indirekt staatliche Hilfen erhielten, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil einbrachten.

Wenn Brüssel den Verdacht bestätigt sieht, könnte die EU-Behörde verlangen, dass die Clubs illegale Hilfen zurückzahlen müssen. Niemand kann abschätzen, um welche Beträge es ginge. „Die Rechnung dürfte sich auf Millionen belaufen“, argwöhnte die Zeitung „El País“ am Dienstag. „Brüssel sagt der spanischen Liga Schach an.“ Allerdings dürfte das EU-Verfahren sich über eine längere Zeit hinziehen. Einer der Verdachtsmomente besteht darin, dass Real, Barça, Athletic Bilbao und CA Osasuna aufgrund ihres rechtlichen Status Steuervorteile genießen. Die spanische Regierung hatte die Profi-Vereine 1990 verpflichtet, sich in Aktiengesellschaften umzuwandeln. Damit sollte die rapide Verschuldung gestoppt werden.

Nur finanziell gesunde Vereine wie Real oder Barça durften den Status von Sportvereinen behalten. Nach Angaben des Sportblatts „Marca“ zahlen sie 25 Prozent Körperschaftssteuer, die Aktiengesellschaften dagegen 30 Prozent. Der Chef der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Miguel Cardenal, betonte jedoch: „Die Steuerlast der Clubs ist in Spanien erheblich höher als in Deutschland, England oder Frankreich.“ Zudem fragt man sich in Spanien: Wieso ließ die EU-Kommission sich 20 Jahre Zeit, bis sie an den steuerlichen Regelungen Anstoß nahm? In der Region Valencia nimmt die EU Bürgschaften über insgesamt 118 Millionen Euro ins Visier, die die Regionalregierung für den FC Valencia, den FC Elche und Herculés Alicante übernommen hatte. Der Finanzminister der Region, Juan Carlos Moragues, meinte: „Die Bürgschaften stellten keine Beeinträchtigung des Wettbewerbs dar.“ Sie seien gewährt worden, um die Clubs aus einer bedrohlichen finanziellen Lage zu befreien.

Ein weiterer Punkt in dem EU-Verfahren werden verzwickte Immobiliengeschäfte sein, die Real mit der Stadtverwaltung von Madrid abwickelte, und Hilfen des Baskenlands beim Bau des neuen Stadions von Athletic Bilbao. Eine pikante Note des Verfahrens besteht darin, dass der zuständige EU-Kommissar Joaquín Almunia selbst ein Anhänger und Mitglied von Athletic ist.

Dies brachte dem Spanier von der EU-Bürgerbeauftragten Emily ÒReilly den Vorwurf ein, die Sache möglicherweise bewusst auf die lange Bank geschoben zu haben. „Seit der Einreichung einer Klage dauerte es vier Jahre, bis die EU-Kommission zur Tat schreitet“, beklagte ÒReilly. „Angesichts der engen Bindungen des Kommissars an einen der betroffenen Vereine entsteht für das europäische Publikum der Eindruck, dass da ein Interessenkonflikt besteht.“ Zu diesem Vorwurf sagte Almunias Sprecher am Dienstag: „EU-Kommissar Almunia hält den Vorwurf des Interessenkonflikts für absolut inakzeptabel.“ Die Madrider Regierung wies den Verdacht zurück, dass spanische Vereine durch staatliche Hilfen illegale Wettbewerbsvorteile erhielten. „In keinem der erwähnten Punkte gab es Verstöße gegen das EU-Recht“, sagte Außenminister José Manuel García-Margallo. „Ich mache mir aber Sorgen um den Imageschaden, der den spanischen Vereinen durch das Verfahren entstehen kann.“ (dpa)

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