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Der Norweger Daniel Andre Tande gewinnt das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen.

© REUTERS

Update

Vierschanzentournee: Eisenbichler Vierter bei Neujahrsspringen

Markus Eisenbichler hat beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee knapp den erhofften Podestplatz verpasst. Der Norweger Tande siegt.

Von Johannes Nedo

Es ist derzeit ein ganz neues Gefühl für Markus Eisenbichler. Auf einmal steht der Skispringer vom TSV Siegsdorf voll im Fokus. Das Interesse der deutschen Zuschauer ist seit seinen bemerkenswerten Leistungen bei dieser Vierschanzentournee allein auf ihn gerichtet. Das war auch am Sonntag beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen so. Immer wenn sich Eisenbichler für einen seiner Sprünge bereitmachte, wurde es laut. Die deutschen Fans unter den 20.000 Zuschauern an der Olympiaschanze schwenkten ihre schwarz-rot-goldenen Fahnen. Wenn er abhob, riefen sie alle laut: „Ziiiiiiiiieh!“ Und Eisenbichler ließ sich davon tragen. Durch den klaren, blauen Himmel. Über das von der Sonne beschienene Werdenfelser Land, das allerdings sehr grün ausschaut in diesen Tagen.

Am Ende wurde Eisenbichler beim zweiten Springen der Vierschanzentournee starker Vierter, mit zwei konstant starken Sprüngen auf 136,5 und 139,5 Meter. Besser als der 25-Jährige waren nur der norwegische Sieger Daniel Andre Tande, der Pole Kamil Stoch und der drittplatzierte Österreicher Stefan Kraft.

In Lillehammer war Eisenbichler Anfang Dezember Dritter geworden, sein bestes Ergebnis bisher. Und dass er nun bei der Tournee, dem Höhepunkt des Skispringens, so überzeugt, verschafft ihm so viel Genugtuung, dass er sich über den vierten Platz gar nicht erst ärgern wollte. „Nee, das ist nicht bitter“, sagte er. „Ich hab es leider nicht ganz geschafft auf das Podest. Aber es ist noch Luft nach oben. Das kommt noch.“

Selbstkritik bei Eisenbichler

Auch Bundestrainer Werner Schuster lobte Eisenbichler. „Markus hat es gut gemeistert in einer total neuen Situation für ihn“, sagte er. Denn als Gewinner der Qualifikation am Tag zuvor startete Eisenbichler als Letzter im ersten Durchgang. Das bedeutete zusätzlichen Druck. „Er kann sich nichts vorwerfen. Die ersten drei waren heute auf einem unfassbaren Niveau. Markus muss einfach geduldig bleiben“, betonte Schuster. Direkt nach der Landung seines zweiten Sprungs hatte Eisenbichler noch leicht mit dem Kopf geschüttelt und gehadert, weil er die Ski nicht ganz so perfekt aufgesetzt hatte. Doch nur wenige Sekunden danach riss er den rechten Arm mit geballter Faust nach oben. Erst einmal, dann noch einmal. Er jubelte mit den Fans.

Nach dem ersten Durchgang lag Eisenbichler auf Rang vier, auch danach hatte er etwas auszusetzen an seinem guten Sprung. „Ich habe ihn ein bisschen vermurkst“, sagte der ständig kritische Oberbayer. Dass er beide Sprünge dennoch so gut herunterbrachte, spricht für seine derzeit besonders starke Form. Generell liegt ihm die Olympiaschanze eben, seine außergewöhnlichen fliegerischen Fähigkeiten konnte er dort voll ausspielen.

Mit dem starken Auftritt hat sich auch die zusätzliche Trainingseinheit der Deutschen in Garmisch am vergangenen Dienstag direkt nach Weihnachten gelohnt. Mit der Begründung, für all seine Athleten, die gerade einen Lauf hatten, sei die Pause vor der Vierschanzentournee schlecht gewesen, hatte Schuster den Trainingstag angesetzt – und neben Eisenbichler hat auch Stephan Leyhe davon profitiert. Der 24-Jährige wurde als zweitbester Deutscher Achter. Andreas Wellinger kam auf Platz 13, Richard Freitag auf Rang 15 und Severin Freund wurde 21.

Bei Eisenbichler steht Schuster nun auch vor einer weiteren neuen Aufgabe. Der 25-Jährige war bisher noch nie so im Rampenlicht wie jetzt. Er, der sonst immer im Schatten der anderen sonst so erfolgreichen deutschen Skispringer wie Freund oder Freitag stand, ist nun allein im Mittelpunkt. So strebt der Bundestrainer beim grüblerischen und sich stets hinterfragenden Eisenbichler nun vor allem danach, dass er sich nicht von außen ablenken lässt – aber auch nicht von seinen eigenen extrem hohen Erwartungen an sich selbst. „Wir versuchen, ihn fokussiert zu halten. Jeder Tag ist eine Herausforderung, dass er nicht bei jedem Sprung das Haar in der Suppe sucht“, sagte Schuster.

Eisenbichler selbst gibt sich abgeklärt. „Das ändert nichts“, sagt er zu der neuen Situation und der neuen Aufmerksamkeit, in der Gesamtwertung der Tournee, die der Pole Stoch anführt, liegt er nun auf Rang vier. Auch für das dritte Springen am Mittwoch in Innsbruck setzt er sich nur ein Ziel: „Ich habe mir vorgenommen, alles einfach laufen zu lassen.“

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