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Alte Liebe, Rasta nicht. Die langen Zöpfe hat sich Julius Jenkins in seiner Zeit in Oldenburg abgeschnitten. Heute spielt der 35-Jährige bei Aufsteiger Jena und fordert seinen Ex-Klub Alba Berlin heraus.

© dpa/Jaspersen

Wiedersehen ohne Emotionen: Alba Berlin trifft auf Jena - und Julius Jenkins

Alba Berlin spielt heute in der Basketball-Bundesliga bei Science City Jena. Dort ist mittlerweile der Ex-Berliner Julius Jenkins gelandet.

Von einem Duell alte gegen neue Heimat kann man bei Julius Jenkins nicht unbedingt sprechen. Sein Ex-Verein Alba Berlin kommt zwar am Freitag (20.30 Uhr) nach Jena, wo er heute spielt. Aber: „Meine Heimatbasis sind die USA“, sagt der Amerikaner, der derzeit nicht einmal eine deutsche Telefonnummer besitzt. Dabei hat Jenkins über ein Jahrzehnt lang den deutschen Basketball geprägt wie nur wenige in dieser Zeit. 352 Bundesliga-Spiele hat er bestritten, bei Alba ist er heute noch der drittbeste Korbjäger der Klubhistorie mit 4154 Punkten, nach Henrik Rödl und Wendell Alexis.

„Für die Fans und mich gibt es viele schöne Erinnerungen an Alba“, sagt der 35-Jährige. „Aber ich fokussiere mich aufs Jetzt, aufs Gewinnen. Nach der Karriere habe ich Zeit zurückzublicken.“ Für Jenkins ist Basketball vor allem eines: Business, wie er sagt. Aber nicht nur. Sonst wäre er nicht diesen Sommer aus Montenegro zurückgekehrt, um beim Aufsteiger in Jena anzuheuern. „Ich möchte meine Karriere in Deutschland beenden“, oder „Deutschländ“, wie Jenkins es auf Englisch nennt. Statistiken und ewige Bestenlisten bedeuteten ihm nichts, behauptet er, davon würden ihm nur Leute erzählen. „Ich will, dass sich die Menschen später erinnern, dass ich hier ganz guten Basketball gespielt habe.“

Das hat er wohl. Der Mann mit den fliegenden Rastazöpfen punktete fast nach Belieben, wurde dreimal zum besten Offensivspieler der Liga und zweimal zum wervollsten Profi gewählt. Doch obwohl er mit Alba den Pokal und 2008 die bis heute letzte Meisterschaft gewann, haftete ihm der Ruf an, in entscheidenden Momenten unsichtbar zu werden. 2011 war nach fünf Jahren Schluss in Berlin. „Ich wäre gern geblieben, aber keiner kam auf mich zu“, sagt Jenkins, der damals zum Rivalen Bamberg wechselte. „Ich hege keinen Groll.“ Business eben.

Lange Verweildauern „sind selten geworden in der Bundesliga“, weiß Jenkins

Geschäftsführer Marco Baldi will er wie immer Hallo sagen, sonst kenne er ja keinen aus der aktuellen Mannschaft. Da geht es ihm wie vielen Alba-Fans nach den Umbrüchen der letzten Jahre. Lange Verweildauern „sind selten geworden in der Bundesliga“, sagt Jenkins, „Teams holen lieber junge Spieler vom College“. Aber er beschäftige sich nicht damit. Business.

Eigentlich, sagt er, „mag ich Konstanz, Familiäres, Routine“. Nach einem Jahr Bamberg aber zog Jenkins weiter nach Oldenburg und schnitt alte Zöpfe ab: Längst sind die Haare raspelkurz. „Es war einfach Zeit für eine Veränderung“, sagt er. 2015 dann heuerte er in Podgorica an, bei seinem alten Alba- Coach Luka Pavicevic. Die Erfahrung war „seltsam, es gab viel Armut, aber auch Talent. Die Leute waren herzlich.“

Diesen Sommer ging es zurück nach Deutschland, wo er elf seiner dreizehn Profijahre verbracht hat. Beim Aufsteiger in Thüringen trifft er ebenfalls auf Bekannte aus Alba-Zeiten: Immanuel McElroy und Oliver Clay. „Das erleichtert die Eingewöhnung“, sagt er. „Wir haben hier viele Veteranen, einige Talente und wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen, um die Klasse zu halten.“ Der Auftakt ging 76:86 in Gießen verloren, Jenkins erzielte zwölf Zähler. „Ich kann nicht mehr so springen wie früher, aber sonst bin ich der gleiche Spieler“, sagt der drahtige Flügelmann. Für viel mehr hat er keinen Sinn. Sein Alltag in Jena, wo er einen Einjahresvertrag besitzt, bewege sich zwischen Wohnung, Trainingshalle und Supermarkt. Seine Frau und die beiden Töchter leben in den USA. „Ich möchte noch ein paar Jahre spielen, wenn der Körper es mitmacht.“ Was danach komme, kann Jenkins noch nicht sagen.

Es steht zu vermuten, dass von Julius Jenkins, wie bei vielen US-Profis, vor allem schöne Erinnerungen zurückbleiben, an spektakuläre Spiele und viele Punkte. Nur dass er dem Business Bundesliga mehr davon gegeben hat als die meisten.

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