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Brasilien: Abtreibung bei Neunjähriger - Mutter und Ärzte exkommuniziert

Trotz schrecklicher Umstände kritisierte die katholische Kirche im brasilianischen Refice eine Abtreibung bei einer Neunjährigen scharf. Alle Beteiligten wurden aus der Kriche verbannt, obwohl das Mädchen eine Schwangerschaft vermutlich nicht überlebt hätte.

Gegen den erbitterten Widerstand der katholischen Kirche haben brasilianische Ärzte bei einem erst neunjährigen Mädchen in Recife Zwillinge abgetrieben. Der örtliche Erzbischof José Gomes Sobrinho teilte anschließend mit, die beteiligten Ärzte sowie die Mutter des Mädchens seien exkommuniziert. Das Mädchen war von seinem Stiefvater vergewaltigt worden und in der 15. Woche schwanger. Das Leben des Kindes sei in Gefahr gewesen, sagte der Direktor des Gesundheitszentrums Amaury de Medeiros der Universität des Bundesstaates Pernambuco, Sergio Cabral, am Mittwoch.

Abtreibung nach Vergewaltigung ist in Brasilien erlaubt

Die katholische Kirche, die zunächst mit einer Strafanzeige wegen Mordes gegen die Mutter des Mädchens gedroht hatte, erklärte die Exkommunizierung aller Beteiligten. Nach dem Kirchenrecht sei dies in jedem Fall automatische Folge einer Abtreibung. Gesundheitsminister José Gomes Temporao kritisierte die Haltung der Kirche, weil eine Abtreibung in Brasilien nach Vergewaltigungen oder bei Risikoschwangerschaften erlaubt ist.

Der 23 Jahre alte Vergewaltiger ist in Haft. Er hat Medienberichten zufolge gestanden, das Mädchen bereits sexuell missbraucht zu haben, als es sechs Jahre alt war. Die Mutter, die die Abtreibung ebenso wie das Mädchen erlaubt hatte, beteuerte, sie habe von dem Missbrauch nichts gewusst. Die Neunjährige habe den Eingriff soweit körperlich gut überstanden, teilte Cabral in der Provinzhauptstadt Recife im Nordosten Brasiliens weiter mit. Sie und ihre Mutter würden psychologisch betreut.

Katholische Kirche: Sie hätte die Kinder bekommen müssen

Die katholische Kirche Brasiliens hatte gefordert, das Mädchen solle die Zwillinge austragen. Der Rechtsanwalt der als besonders konservativ geltenden Erzdiözese von Olinda und Recife, Marcio Miranda, sagte: "Wir halten das für Mord. Das Gesetz Gottes lautet: Du sollst nicht töten." Nach Worten von Sobrinho bedeutet die Exkommunizierung, dass die Betroffenen nicht mehr am Abendmahl teilnehmen und keine Sakramente empfangen dürften. In die Hölle kämen sie aber nicht automatisch, wenn sie "rechtzeitig bereuen und um Vergebung bitten", sagte der Erzbischof. (jnb/dpa)

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