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Klima: Die Hitze lässt die Erde glühen

Das erste Halbjahr 2010 ist das heißeste Halbjahr seit Menschengedenken. Der Juni war der 304. Monat in Folge, der wärmer war als der Durchschnitt.

Als die Menschen im Winter auf dickem Eis ausrutschten, war das Thema Klimaerwärmung eine Zeit lang vom Tisch. Es war ein trügerischer Eindruck, den die Kälte eines nicht enden wollenden Winters vermittelte. Seit Wochen bestimmt Hitze das Geschehen. Da passt es ins Bild, dass Klimaforscher vom US-amerikanischen Wetterdienst NOAA und der Raumfahrtbehörde Nasa weltweite Daten vom ersten Halbjahr 2010 veröffentlicht haben. Das Ergebnis: Zwischen Januar und Juni des Jahres wurden weltweit die höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen.

Ob damit auch das ganze Jahr 2010 auf Rekordkurs bleibt, muss noch abgewartet werden. Aber es sieht ganz danach aus. „In den letzten Jahren lieferten die Durchschnittswerte der Temperaturen auf der Welt immer wieder neue Wärmerekorde“, sagte Jochem Marotzke vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie. Jochem Marotzke ist „koordinierender Leitautor“ in der Gruppe 1 des Weltklimarates IPCC, die sich mit den Fakten des Klimawandels beschäftigt. „Genau eine solche Folge von immer neuen Wärmerekorden erwarten wir für eine sich erwärmende Welt“, erklärte der Wissenschaftler am Freitag, nachdem die Daten der US-Behörden veröffentlicht worden waren. Dabei schiebt sich immer wieder einmal ein kühleres Jahr wie zum Beispiel 2008 ein. Insgesamt aber liefern die Zahlen der letzten Jahre seiner Meinung nach einen deutlichen Hinweis: „So viele Wärmerekorde hintereinander kann man nach unserem physikalischen Verständnis nur mit einem Einfluss des Menschen erklären.“ Allerdings schlägt der Klimawandel nicht überall und jederzeit gleich stark zu. Darauf weist der Klimaforscher Gregor Leckebusch von der Freien Universität Berlin hin: „Vor allem waren die Landflächen betroffen und dabei besonders die Nordhemisphäre.“

Interessant an den Daten ist: Betrachtet man isoliert die Landmassen, war das erste Halbjahr 2007 am wärmsten. Betrachtet man nur die Wasserflächen, war es 1998 wärmer. Betrachtet man aber beides zusammen, dann liegt das erste Halbjahr 2010 an erster Stelle.

Auch die Arktis wärmt sich sehr stark auf, auf einer Temperaturkarte der Nasa sind dort weite Gebiete dunkelrot eingezeichnet (Grafik unten). 3,5 bis 5,1 Grad Celsius höhere Temperaturen als noch in den Jahren zwischen 1951 und 1980 bedeutet diese Färbung. Das Eis auf dem Nordpolarmeer spiegelt diese Entwicklung deutlich wider: Im Juni 2010 maßen die Satelliten dort so wenig Eis wie nie zuvor in einem Juni.

Wo man auch hinschaut, purzeln die Rekorde, erklären die Nasa-Forscher weiter: Am Amur-Fluss zwischen Russland und China gab es am 9. Juli 2010 mit 42,3 Grad Celsius einen neuen Hitzerekord. Und im Sudan wurde im Juli 2010 mit 49,5 Grad Celsius ebenfalls eine neue Höchsttemperatur gemessen.

Dass ein Trend vorliegt, ist nicht zu verkennen: Weltweit gesehen ist der Monat Juni der 304. Monat in Folge, der wärmer ausfiel als der jeweilige langjährige Mittelwert.

Schockiert sind vor allem die Engländer. Seit November hat es in England nicht mehr richtig geregnet.

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