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Panorama: Doppelmord: Eine Universität unter Schock

Die Kollegen und Studenten sind fassungslos. Viele weinen, andere halten sich tröstend in den Armen, die meisten stehen unter Schock.

Die Kollegen und Studenten sind fassungslos. Viele weinen, andere halten sich tröstend in den Armen, die meisten stehen unter Schock. Der blutige Doppelmord an Susanne und Half Zantop will so gar nicht in die friedliche kleine Welt des ehrwürdigen Dartmouth College im US-Städtchen Hanover passen. Das Professoren-Ehepaar aus Deutschland war geschätzt und beliebt, sein großräumiges Haus in einem wohlhabenden Viertel stand jedermann offen. Die Bluttat löst auch deshalb Entsetzen aus, weil sich in dem ruhigen Ort in dem wohlhabenden Bundesstaat New Hampshire niemand an ein vergleichbares Verbrechen erinnern kann.

Die Zantops galten als politisch interessiert und engagierten sich für das Wohl ihrer Studenten. "Wir haben sie geliebt. Sie wurden von jedermann so sehr geliebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand ihnen etwas antun wollte", sagt eine Kollegin von Susanne, die Geschichtsprofessorin Annelise Orleck nach dem Mord. Nach übereinstimmenden Aussagen hatten die Zantops keine Feinde, im Gegenteil: "Ihr Tod hat ein tragisches, riesiges Loch in unsere Gemeinschaft gerissen," sagt Nachbarin Audrey McCollum. Die in Bad Kissingen geborene 55-jährige Susanne Zantop leitete seit 1996 die Germanistik-Abteilung. Sie studierte in Berlin und Stanford und engagierte sich bis zuletzt dafür, dass Studenten aus den USA nach Berlin kommen (Bericht unten). In den letzten 13 Jahren gab sie acht Bücher heraus. Ihr 62 Jahre alter Ehemann Half, der aus Eckernförde stammte, kam 1976 an das renommierte Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire, wo er Geowissenschaften unterrichtete. Unter den Studenten sei der "brillante" Professor wahrscheinlich der beliebteste Lehrer der Fakultät gewesen, sagte sein inzwischen pensionierter Kollege Robert Reynolds. Susanne Zantop und er hätten stets "großen, persönlichen Anteil" an dem genommen, was ihre Studenten machten, sagt Audrey McCollum. Politisch waren die Zantops, die die US-Staatsbürgerschaft annahmen, sehr für die Demokraten engagiert.

Vielleicht wurde den Zantops gerade ihre grenzenlose Hilfsbereitschaft zum Verhängnis. Während die Polizei auch am Montagabend offiziell noch keinerlei Tatverdacht preisgab, kamen in Hanover bereits die ersten Spekulationen auf. Für die Nachbarin McCollum gibt es derzeit nur eine mögliche Erklärung: "Ich könnte mir vorstellen, dass Half aus seiner freundlichen Art heraus jemanden zu sich nach Hause eingeladen hat, der sehr viel schwerer gestört ist als ihm klar war." Schon einmal habe er sich intensiv um einen Studenten gekümmert, der manisch depressiv und paranoid gewesen sei. Das alles sei "wie in einem nicht enden wollenden, grausigen Hitchcock-Film."

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