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Die Huftiere werden zu tausenden verbotenerweise geschlachtet.

© imago

Illegale Jagd: Es geht Afrikas Eseln ans Fell

Reiche Chinesen sind auf die Tierhäute aus – weil sie angeblich heilende Kräfte haben. Für Schmuggler und Schwarzmarkt-Händler ist das ein Millionen-Geschäft.

An den Berghängen in Kenias Tropenlandschaft sind die Ställe erkennbar. Von der Farm weht ein beißender Geruch über das Dorf hinab. Hier werden Esel in Massen gezüchtet, geschlachtet und verschifft. Die Huftiere sind Afrikas neuester Exportschlager. Der größte Abnehmer: China, dessen Bewohner dem Eselfell heilende Kräfte zuschreiben.

„Weshalb töten Banden unsere Esel?“, titelt die südafrikanische Wochenzeitung „Mail & Guardian“. Darunter prangt das Bild eines uniformierten Polizisten, der versucht, auf einer meterhohen Schicht aus Eselshäuten die Balance zu halten. In Benoni bei Johannesburg waren die Sicherheitskräfte auf 5000 graue Felle in einem Schiffscontainer gestoßen. Der Fund folgte der Beschwerde einer Nachbarin, die den Geruch trocknender, mit Salz eingeriebener Eselshäute nicht länger ertrug.

Fast 500 Euro für ein einzelnes Fell

„Diese Häute gehören den Chinesen. Sie laden die Felle in Trucks, und wir sehen sie nie wieder“, sagt James Mululeke, ein Arbeiter auf der Nachbarfarm. Laut Südafrikas Polizei habe die Razzia einen „enormen Durchbruch“ für die Ermittlungen gegen einen Schmugglerring aus China gebracht, der Eselfelle illegal für den Schwarzmarkt exportiert. „Die meisten chinesischen Arbeiter verschwanden, sobald unsere Einheit auf der Farm eintraf“, sagt Polizeisprecher Ashley Ness. „Auf die Frage nach Ausfuhrpapieren, tierärztlichen Genehmigungen oder ob die Tiere gesund sind, haben sie keine Antwort."

Die illegal geschlachteten Esel nähren lokalen Medienberichten nach eine Millionenindustrie. Für einen sechs Meter langen Container voller Häute erhielten Züchter umgerechnet 560.000 Euro. Ein einzelnes Fell erzielt einen Preis von 490 Euro – mehr als ein lebender Esel.

Tierschützer sind alarmiert

Eingesetzt werden die Felle in der traditionellen chinesischen Medizin. Die enthaltene Gelatine sei demnach ein Allheilmittel. Etwa als Verjüngungskur, gegen Schlaflosigkeit oder niedrigen Blutdruck soll die schleimige Masse helfen. „Die chinesische Industrie produziert Tabletten, Säfte und süße Sirups. Dazu werden die Felle getränkt und ausgekocht, um die Substanz darin freizulegen“, teilt die Tierschutzorganisation NSPCA mit. Südafrikas Umweltministerium ist alarmiert. Einem Sprecher zufolge habe die Regierung eine Sondereinheit einberufen, um den illegalen Trend zu stoppen.

Reiche Asiaten scheinen auf den Esel gekommen, nachdem bereits der Bedarf nach Rhinozeroshorn und Löwenknochen eine Krise in Afrikas Artenschutzplan auslöste. Allein aus Südafrika wurden zwischen 2008 und 2011 fast zwölf Tonnen an Löwenknochen nach Asien exportiert. Der Großteil stammt von Löwen, die in Gefangenschaft leben.

Doch reiche Kunden in Asien zahlen mehr für freilebende Löwen, da sie als besonders potent gelten. Auch das Kleid von Schuppentieren betrachtet die chinesische Medizin als Heilmittel. Über die Jahre wurden Schuppentiere zum am häufigsten illegal gehandelten Säugetier der Welt. Der Weltartenschutzgipfel in Johannesburg stellte im September alle acht Arten unter Schutz. Markus Schönherr

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