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Einen Kollaps der Insel – hier der Strand von Arenal – fürchten die einheimischen Politiker, wenn die Touristenströme weiter anwachsen.

© dpa

Mallorca führt Urlaubssteuer ein: Aufpreis auf Malle

Mallorca führt im kommenden Sommer eine Urlaubssteuer ein, um der Touristenströme Herr zu werden. Weitere Schritte sollen folgen.

Mallorca macht Ernst mit dem Kurswechsel auf der Ferieninsel: Der erste Schritt ist eine Urlaubstaxe, die voraussichtlich vom kommenden Sommer an alle Touristen zahlen müssen. Sie soll vor allem dem Natur- und Umweltschutz sowie der touristischen Infrastruktur zugutekommen. Weitere Schritte sollen folgen, um die beliebteste Urlaubsinsel Europas, welche die Touristenmassen kaum noch verkraften kann, vor dem Kollaps zu bewahren und in eine nachhaltige Zukunft zu steuern. Dazu gehören auch strengere Baugesetze, um das weitere Zubetonieren der Küstenzonen zu verhindern.

Vor allem im Sommer geht nichts mehr auf Mallorca: Überfüllte Strände, Autolawinen auf Küstenstraßen und Verkehrsstaus in der Inselhauptstadt Palma nerven Urlauber und Einheimische gleichermaßen. Gemessen an der Einwohnerzahl sind in keiner Region Europas so viele Autos zugelassen wie auf Mallorca, wo riesige Mietwagenflotten stehen. Auch die Trinkwasserversorgung gerät wegen der sinkenden Grundwasserpegel zunehmend an ihre Grenzen. Entsprechend stöhnte der regionale Tourismusminister Biel Barceló: „Unsere Kapazität im Sommer ist total ausgeschöpft.“

Im vergangenen Jahr kamen 9,7 Millionen Feriengäste nach Mallorca – nahezu 40 Prozent davon waren Deutsche. Auf den gesamten Balearischen Inseln, zu denen auch noch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, machten im Jahr 2014 insgesamt 13,6 Millionen Menschen Urlaub. Das waren vier Prozent mehr als im Vorjahr. Für 2015 wird schon wieder ein neuer Rekord erwartet. Kommt demnächst sogar ein Touristenlimit, um die Inseln vor Überfüllung zu retten?

Maximaler Steuersatz für Kreuzfahrtschiffe

„Nein“, gibt die regionale Regierungschefin Francina Armengol Entwarnung. „Wir wollen keine Limits.“ Die Sozialistin, die zusammen mit der Öko-Inselpartei Més auf den Balearen regiert, setzt eher auf sanftere Heilmittel, um das wild wachsende Urlaubsgeschäft in geordnete Bahnen zu lenken: Sie will zum Beispiel versuchen, den Reisestrom, der sich in den Sommermonaten über die Insel wälzt, übers ganze Jahr zu verteilen. „Wir müssen es schaffen, die Saison zu verlängern.“ Dazu soll der Mallorca-Urlaub von Herbst bis Frühjahr attraktiver gemacht werden.

Die neue Ferienabgabe, befindet die 44-jährige gelernte Apothekerin Armengol, sei ein nützliches Rezept auf diesem Weg zu einem umweltverträglichen Fremdenverkehr. Entsprechend heißt die neue Taxe auch offiziell „Steuer für nachhaltigen Tourismus“.

Dass diese Abgabe, die in der Nebensaison mit Rabatten lockt, die Urlauber insgesamt verschrecken könnte, glaubt Armengol nicht. Sie setzt auf die „Solidarität der Touristen mit ihrem Urlaubsziel“. Und sie erinnert daran, dass derartige Übernachtungssteuern inzwischen in vielen Orten der Welt erhoben werden. Zum Beispiel auch in Berlin, Paris oder Rom. Nirgendwo seien deswegen die Buchungszahlen in den Keller gerutscht – im Gegenteil.

Angesichts dieser Erkenntnis hält sich der Protest der Reisebranche in Grenzen. Willi Verhuven, Vorsitzender des großen deutschen Tourismusriesen Alltours, reagierte auf die Ankündigung gelassen: „Das bedeutet keinen Einbruch für Mallorca.“ Obgleich die balearische Unternehmervereinigung Caeb murrte, dass es „ein Irrtum ist, die Steuer zu erhöhen“.

Ohne Zweifel wird sich der Mallorcaurlaub im kommenden Jahr verteuern – wenn auch nur leicht: Die neuen Gebühren liegen zwischen zwei Euro und 50 Cent pro Kopf und Nacht und sind gestaffelt nach der Art der Unterkunft sowie nach Saison. In Luxusabsteigen gilt der Höchstsatz, in der Nebensaison von November bis Ende März halbieren sich die Gebühren. Kinder unter 14 zahlen nichts. Für eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern, die im Sommer sieben Nächte in einem Vier-Sterne-Hotel schläft, werden zum Beispiel für den gesamten Aufenthalt 21 Euro fällig.

Eine moderate Abgabe, urteilte das deutsche Inselmagazin „Mallorca Zeitung“, erst recht im Vergleich zu jenen Preisen, die Urlaubern in manchen lokalen Gastwirtschaften abgeknöpft würden. „Der Gegenwert einer Imbiss-Mahlzeit ist ein Beitrag, den eine Urlauberfamilie verschmerzen kann.“

Zahlen müssen übrigens nicht nur Hotelgäste, sondern alle Touristen, die in registrierten Unterkünften unterkommen. Also auch wer in Ferienwohnungen, Pensionen und auf Campingplätzen schläft. Das Geld muss vom Eigentümer der Unterkunft eingezogen werden.

Selbst Kreuzfahrtschiffe, die in immer größerer Zahl und oft nur für ein paar Stunden im Hafen von Palma de Mallorca andocken, sind nicht von der Tourismussteuer ausgenommen. Allein diese „schwimmenden Hotels“ bringen jedes Jahr mehr als eine Million Tagesbesucher nach Mallorca. Und diese lassen die Kasse klingeln: Denn den Kreuzfahrern wird wie den Gästen in Fünf-Sterne-Herbergen der maximale Steuersatz abgeknöpft.

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