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Kampftrinken. Schon am Vormittag trinken Feiernde Sangria eimerweise.

© picture-alliance/dpa/gms

Mallorca: Nächtliches Alkoholverbot am Ballermann

In den Kneipen und Lokalen am Ballermann darf wie bisher gefeiert werden bis zum Umfallen. Nur an der Strandpromenade des Ballermann soll dem nächtlichen Kampftrinken Einhalt geboten werden.

Sobald es warm wird, bietet sich jede Nacht das gleiche Bild auf der Promenade am Ballermann-Strand auf Mallorca. Tausende Urlauber machen es sich auf jenem Mäuerchen bequem, das die Strandpromenade begrenzt. Mit Sangria-Eimern, in denen lange Strohhalme stecken. Oder auch mit Bierbüchsen und Rotweinflaschen. Die meisten sind Deutsche, denn die Playa de Palma ist das Epizentrum des germanischen Massentourismus. Ein Meer aus Flaschen, Bierbüchsen, Plastiktüten und anderen Hinterlassenschaften bleibt zu vorgerückter Stunde zurück. Würden nicht im Morgengrauen städtische Müllkommandos wieder Ordnung schaffen, würde die Playa de Palma einer Abfallkippe gleichen. Doch die teutonischen Kampftrinker bekommen neuerdings Ärger mit der Polizei. Das Rathaus in Palma hat beschlossen, den öffentlichen Saufgelagen an der Ballermann-Strandmeile den Kampf anzusagen. Zunächst nur auf jenem zwei Kilometer langen Abschnitt, wo die Alkoholwogen besonders hoch schlagen. Und wo seit Montag bis Ende August von 22 Uhr bis acht morgens die Massenbesäufnisse auf der Promenade verboten sind.

Das Alkoholverbot am Ballermann ist ein Pilotversuch

Es ist ein Pilotversuch, um Erfahrungen bei der Durchsetzung des Banns zu sammeln. Im nächsten Sommer soll ein komplettes 24-Stunden-Saufverbot im gesamten Ballermann-Viertel folgen. Natürlich nur außerhalb der gastronomischen Betriebe, in denen weiterhin bis zum Umfallen gebechert werden darf.

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„Diese Besäufnisse sind nicht vereinbar mit dem Qualitätstourismus, den wir an der Playa de Palma etablieren wollen“, erklärt Álvaro Gijón, Tourismusstadtrat von Palma. Das für 2014 geplante „Kommunalgesetz des Zusammenlebens“ soll auch die fragwürdigen Aktivitäten jener vielen Straßenhändler, Dirnen, Strandmasseusen und Hütchenspieler regeln, die gerne ihre Kunden übers Ohr hauen. Und die dafür sorgen, dass der Ruf der Playa de Palma nicht der beste ist. Die alkoholhaltigen Open-Air-Gelage heißen auf Spanisch „botellon“, was sich etwa mit „großer Pulle“ übersetzen lässt.

Die nächtlichen Treffen im Freien mit der „großen Pulle“ sind auch bei spanischen Jugendlichen beliebt. Junge Spanier treffen sich aber nicht an der touristischen Ballermann-Playa, die etwa zehn Kilometer östlich der Inselhauptstadt liegt, sondern auf Plätzen, in Parks und am Hafen Palmas. Die Polizei hat dort schon länger die Jagd auf unerwünschte Trinkgemeinden eröffnet.

An der Playa de Palma lässt man jenen Urlaubergruppen, die einen feuchtfröhlichen Abend in erster Strandlinie verbringen wollen, noch eine Hintertür offen. Derzeit setzt die Stadtverwaltung auf die Vernunft der ausländischen Gäste. Man beschränkt sich darauf, die „erwischten“ Trinkfreunde über das neue „Botellon“-Verbot auf der Ballermann-Promenade zu informieren. Mit Geldstrafen muss nur rechnen, wer sich mit den Polizisten anleg

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Die Frage ist, ob sich das Alkoholverbot am Ballermann durchsetzen lässt

„Hallo, in diesem Bereich dürft ihr nicht trinken“, erklärt der Übersetzer auf Deutsch, welcher die Polizei-Patrouille begleitet, die auf der Flaniermeile für Ordnung sorgt. „Geht bitte woanders hin.“ Von 22 Uhr bis ein Uhr morgens, der kritischen Alkohol-Verkehrszeit auf der Promenade, ist die Anti-Sauf-Patrouille unterwegs. 

Die meisten ertappten Trink-Touristen ziehen mit ihrer flüssigen Nahrung, eher belustigt als betroffen, ein paar Meter weiter, wo das Verbot nicht gilt. Bisher ist nur der Abschnitt zwischen den Strandschänken „Balneario 5“ und „Balneario 7“ betroffen. Oder die Sünder warten, bis die Kontrolleure außer Sichtweite sind - und trinken dann ungehemmt weiter. 

Zudem wird ein weiteres Schlupfloch genutzt: Das Verbot gilt derzeit nur für die Flanierpromenade, aber nicht für den Sandstrand – auch wenn die Alkohol-Fiestas dort ebenfalls nicht erwünscht sind. 

„Nicht am Strand“, lautet eine Aufklärungskampagne, mit der das Rathaus, Tourismusverbände und Hotels schon seit letztem Sommer gegen „unbürgerliches Verhalten“  kämpft. Zu den an der Playa nicht gerne gesehenen Mitbringsels und späteren Hinterlassenschaften gehören nicht nur Sangria-Eimer, sondern auch Zigarettenstummel, Glasscherben und Hundekot im Sand.

Natürlich: Am helllichten Tag, versichert Palmas Stadtverwaltung, habe kein Mensch etwas gegen ein kühles Bier, das der Familienvater aus der Kühltasche hole.

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