zum Hauptinhalt
Knallbunt ausgedruckt: Diese Armbänder kommen aus dem 3D-Drucker. Viele Entwürfe auf der 3D Printshow sind passend zu der innovativen Technik sehr futuristisch gestaltet.

© promo

Mode: Nähen war gestern, jetzt wird gedruckt!: Dreidimensionale Innovation: Kommt die Mode der Zukunft aus dem Drucker?

Schokolade, iPhone-Hüllen und Ohr-Prothesen: Immer mehr Produkte kommen aus dem 3D-Drucker. Auch immer mehr Modedesigner experimentieren mit dem innovativen Verfahren. Noch steckt die gedruckte Mode in den Kinderschuhen, einige Vorstöße in die zukunftsweisende 3D-Produktion gibt es auf der "3D Printshow" zu sehen.

Goldschmuck aus dem 3D-Drucker: Bei shapeways lassen sich gedruckte Preziosen bestellen.
Goldschmuck aus dem 3D-Drucker: Bei shapeways lassen sich gedruckte Preziosen bestellen.

© Manuel Almeida Vergara

Es funkelt so schön! In der Station Berlin fallen güldene Ringe, Armreifen und Ketten gleich ins Auge. Das Besondere an ihnen: Die filigranen Formen sind nicht in einigen Stunden traditioneller Schmiedekunst entstanden, sie kommen aus dem 3D-Drucker. Bei dem Verfahren werden dreidimensionale Werkstücke computergesteuert schichtweise aufgebaut. Dabei können mehrere Werkstoffe verwendet werden, es finden physikalische oder chemische Härtungs- oder Schmelzprozesse statt. Neben 3D-Druckservices gibt es die Drucker längst auch zu erschwinglichen Preisen privat zu kaufen. Zum ersten mal findet seit Donnerstag die "3D Printshow" in Berlin statt. Nach Stationen in Madrid, New York, London, Paris oder Dubai macht die Messe jetzt Halt in der Location, die zum Beispiel als Veranstaltungsort der wichtigen Modemesse Premium bekannt ist. Das passt, denn der 3D-Druck wird in ganz unterschiedlichsten Branchen als zukunftsweisend gehandelt ‒ auch in der Mode.

3D-Drucker für daheim: Auf der 3D Printshow gab es Modelle für den Heimgebrauch zu sehen, die um die 1000 Euro kosten.
3D-Drucker für daheim: Auf der 3D Printshow gab es Modelle für den Heimgebrauch zu sehen, die um die 1000 Euro kosten.

© Manuel Almeida Vergara

"Die Schmuckindustrie nutzt den 3D-Druck eigentlich schon seit Jahrzehnten", sagt die Frau am Stand mit dem gedruckten Schmuck,  "das ist aber gar nicht so bekannt, weil gerade im Schmuckbereich natürlich gern traditionelles Handwerk suggeriert wird." Der Vorteil des 3D-Drucks bestehe vor Allem in der Schnelligkeit, sagt Lauren Slowik. Sie arbeitet für die Firma shapeways: "Wir sind ein ein 3D-Druckservice mit Hauptsitz in den Niederlanden und einem Standort in New York City. Wir bieten Druckservices in über 50 Materialien und Veredelungen an. Unsere Kunden können uns einen 3D-Entwurf schicken und wir können diesen aus allen dafür geeigneten Materialien ausdrucken." Druckbar sind tatsächlich fast alle Materialien, die sich im flüssigen Zustand verarbeiten lassen, wie Nylon oder Plastik und sogar Porzellan. Und eben alle Metalle.

Die Schmuckherstellung mit einem 3D-Drucker funktioniert ähnlich wie beim Goldschmied - nur schneller!

Ganz schön abgedreht: Schuhe aus dem 3D-Drucker.
Ganz schön abgedreht: Schuhe aus dem 3D-Drucker.

© Manuel Almeida Vergara

Nicht jeder Produktionsschritt wird allerdings mit Hilfe des 3D-Druckers vollzogen, bestimmte Veredelungen oder Lackierungen werden erst mit einem manuellen Verfahren vollendet. Die Schmuckstücke, die auf dem Stand ausgestellt werden, entstehen im Grunde ganz ähnlich wie beim konventionellen Goldschmied: "Erst wird die gewünschte Form aus Wachs gedruckt, darum wird dann ein Gipsmantel gemacht. Schließlich wird das Metall in die Gipsform gegeben, dabei schmilzt das Wachs und fließt raus. Das Wachs wird also quasi durch das Metall ersetzt", erklärt Laura Slowik. Das alles geht natürlich ein bisschen schneller als in der klassischen Schmuckherstellung. "Wenn ein Kunde einen Ring in einer nicht vorrätigen Größe haben möchte, dann muss der Goldschmied einen ganz neuen Ring erstellen. Beim 3D-Drucker muss man einfach nur die Druckdatei ein bisschen verändern und den Ring in einer anderen Größe ausdrucken", sagt sie. Was im Schmucksegment bereits Sinn macht, steckt in anderen Modebereichen noch in den Kinderschuhen.

Nicht tragbar, aber beeindruckend: "Spire" von Alexis Walsh.
Nicht tragbar, aber beeindruckend: "Spire" von Alexis Walsh.

© Manuel Almeida Vergara

Auf der 3D Printshow sind auch ein paar Kleider und Schuhe ausgestellt. Die funktionieren allerdings eher als Kunstobjekte. Ein Kleid der New Yorker Designerin Alexis Walsh besteht zum Beispiel aus kleinen ausgedruckten Kunststoffteilen, die mit Hilfe kleiner Metallringe manuell zusammen gesetzt wurden. Ganz ohne Handarbeit geht es eben doch noch nicht. Wirklich tragbar sind die vielen Dreiecke und Spitzen wohl nicht, im künstlerischen Kontext beeindruckend ist das Ensemble allemal. Neu ist zumindest das Zusammensetzen einzelner Teile mit kleinen Ringen jedoch nicht: Schon der spanische Designer Paco Rabanne ist damit in den 60er Jahren berühmt geworden. Seine Metallplättchen kamen allerdings nicht aus dem 3D-Drucker.

Noch findet die Mode aus dem 3D-Drucker nur im Museum und nicht im Kleiderschrank Platz.

Auch shapeways haben es bereits ins Museum geschafft: "Wir haben in unserem New Yorker Standort gerade ein Kleid in einem Stück gedruckt. Das hatte das Museum of Modern Art geordert", sagt Laura Slowik. Inwiefern die gedruckte Mode über Ausstellungen hinaus auch einen Platz in realen Kleiderschränken finden wird, ist noch nicht ganz abzusehen. Experimentiert wird mit dem Verfahren allerdings immer häufiger. Die bekannte Designerin aus den Niederlanden Iris Van Herpen stellte schon 2013 ihr erstes Kleid aus dem 3D-Drucker vor, bei der Produktion der Schuhmodelle von New Balance spielt das Verfahren längst eine wichtige Rolle. In anderen Branchen ist der 3D-Druck vollends angekommen.

Yummy: Diese Schokoladenmuschel kommt aus dem Drucker!
Yummy: Diese Schokoladenmuschel kommt aus dem Drucker!

© promo

Auf der 3D Printshow gibt es zum Beispiel Konferenzen zu seinem Einsatz in der Medizin. Hier werden häufig kleinere Prothesen wie zum Beispiel Ohren mit dem 3D-Druck erstellt. Modelle von Architekten entstehen heute fast nur noch im 3D-Drucker, genauso wie Elektrokleinteile. Auf der 3D Printshow gibt es zusätzlich kulinarische Spielereien zu sehen: Einige Geräte drucken feingliedrige Schokoladengebilde. Die Messe läuft noch bis Samstag den 28. März und ist nicht nur Brancheninternen vorbehalten. Karten für die Ausstellung können über die Website der 3D Printshow bestellt werden. Modische Ausstellungsstücke der letzten Jahre gibt es in unserer Galerie zu sehen:

Zur Startseite