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© dpa

''Oasis of the Seas'': Ein Schiff, eine Milliarde Dollar, 12.175 Pflanzen

Die "Oasis of the Seas" startet zu ihrer ersten Fahrt – der Passagierdampfer sprengt alle Dimensionen der Kreuzfahrtschiffe.

Der Auftrieb entsprach in etwa der Verdrängung, die das größte Kreuzfahrtschiff der Welt auf seinen Fahrten durch die Ozeane auslöst: Stars wie Gloria Estefan und Jane Seymore, vor allem aber tausende Otto Normalkreuzfahrer wollten sich die Premiere der „Oasis of the Seas“ nicht entgehen lassen. Am Dienstag ist der Riesenpott zu seiner ersten Fahrt aufgebrochen – und man wusste seit langem: Kein Kreuzfahrtschiff ist länger, breiter, höher, teurer. Über keines ist so viel spekuliert, gebloggt und getwittert worden. 16 Decks ragen 72 Meter hoch über die Wasserlinie, 360 Meter lang und 47 Meter breit ist die „Oasis of the Seas“. Für 1,3 Milliarden Dollar (rund 900 Millionen Euro) hat die Reederei Royal Caribbean International (RCI) Platz für 6360 Passagiere und 2000 Besatzungsmitglieder zusammenschweißen lassen. Auch zur Taufe genügte natürlich nicht ein einziger Taufpate. Es kamen gleich sieben nach Fort Lauderdale in Florida, wo das Schiff seine Heimatbasis haben wird.

Und: Die Masse soll’s auch machen, denn mit Preisen zwischen 800 und 5800 Dollar (je nach Dauer und Preiskategorie) dürfte einer der ein- bis zweiwöchigen Törns von Florida aus in die Karibik eher zu den preiswerteren Urlaubsvergnügen in amerikanischem Stil gehören. So viel sei jedoch gleich gesagt: Man muss es mögen, das trubelige, durch und durch amerikanische Entertainment, dem der Passagier auf Schritt und Tritt an Bord begegnet. RCI hat sich darauf seit langem spezialisiert. Zwar bedeute „größer nicht automatisch besser“, gibt Reedereichef Adam Goldstein zu. Aber wo sonst könne der Passagier durch einen, dem New Yorker Vorbild nachempfundenen, Central Park mit exakt 12 175 lebenden Pflanzen wandeln (sorry, der Job als Gärtner ist bereits vergeben), Runden auf einem nostalgischen Holzkarussell drehen, in Schwindel erregender Höhe an einem Seil hängend von Steuer- nach Backbord sausen oder cocktailschlürfend mit der Rising Tide Bar, einem gläsernen Fahrstuhl, gemächlich drei Decks hinauf oder hinunter pendeln? Die üblichen RCI-Standards wie Kletterwand oder Wellenreiten nicht zu vergessen.

Sage und schreibe 24 Restaurants, Cafés und Bistros sorgen dafür, dass jeder Passagier garantiert während der Reise zunimmt – ob mit klassischen Menüs im dreigeschossigen „Opus Dining Room“, mit Steaks vom Angus Beef im „Chops Grille“, Fischspezialitäten im „Seafood Shack“, typisch Amerikanischem im „Johnny Rockets“, asiatischen Kreationen im „Izumi“, italienischer Küche in „Giovanni’s Table“ oder leichten Gerichten im „Vitality Café“. Chef der vielköpfigen, internationalen Kochbrigade ist der Deutsche Ivo Jahn, und im „150 Central Park“ hat die erst 23-jährige, mehrfach preisgekrönte Nachwuchsköchin Keriann von Raesfeld das Sagen. Aber aufgepasst: Während das Futtern im Hauptrestaurant und im „Windjammer Café“ mit seinen ausladenden Büfetts im Reisepreis enthalten ist, berechnen die vielen Spezialitätenrestaurants einen Aufpreis.

Unterhaltung gibt’s von früh bis spät, dafür sorgt Kreuzfahrtdirektor Ken Rush mit seinem Team. Keiner soll sich langweilen, alle sollen sich wohlfühlen und – natürlich – „unvergessliche Erinnerungen“ mit nach Hause nehmen. Standing Ovations gab es bei der aufwändigen Premierenfeier für das mit mehreren Tony Awards ausgezeichnete „Hairspray“. Nicht minder beklatscht: die Wassershow im Stil von Esther Williams oder die Eisflitzer von Holiday on Ice.

Abtauchen auf einem Schiff mit bis zu 5400 Passagieren? Möglich ist auch das, allerdings nur im Pool des „Aqua Theaters“, der rekordverdächtige 5,40 Meter tief ist. Auch Tauchkurse werden angeboten. Die Zahl der abgeschiedenen Plätzchen hält sich aber eher in Grenzen, trotz der Größe des Schiffs. Doch nicht alles ging glatt bei der Umsetzung des gigantischen Projekts: Den angekündigten Sandstrand sucht man vergebens – technische Probleme bei der Erprobung hätten dessen Realisierung verhindert, heißt es lapidar.

In der ersten Saison werden Charlotte Amalie auf St. Thomas, Philipsburg auf St. Maarten und Nassau auf den Bahamas angesteuert, wo man vor 14 Tagen noch den Liegeplatz für den Riesen ausgebaggert hat. Ab Mai 2010 kommen Falmouth auf Jamaika, Cozumel in Mexiko sowie die Reedereiinsel Labadee bei Haiti hinzu. Beide Törns können auch zu einer zweiwöchigen Reise kombiniert werden. Und wer seine Hausaufgaben erledigt, seinen „SeaPass“ nach Eingabe von Passdaten und Kreditkartenangaben also schon vor dem Abflug zu Hause ausgedruckt hat, für den heißt es nach nicht einmal 30 Minuten (aufwendige Sicherheitskontrollen und obligatorisches Begrüßungsfoto inklusive): Willkommen an Bord!

Fred Friedrich

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