zum Hauptinhalt
Update

Loveparade-Katastrophe: Neue Vorwürfe gegen die Stadt Duisburg

Eine Zeitung zitiert aus dem Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft – demnach hätte die Loveparade 2010 nicht genehmigt werden dürfen. Bürgermeister Sauerland sieht dennoch keine Versäumnisse in der Verwaltung.

Von Anna Sauerbrey

Duisburg kommt auch ein Jahr nach dem Unglück auf der Loveparade mit 21 Toten nicht zur Ruhe. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause wollte der Stadtrat vor allem über das Sozialticket für den öffentlichen Nahverkehr und über die Einrichtung einer Energieagentur beraten. Doch am Morgen der Ratssitzung wurden erneut Vorwürfe gegen Mitarbeiter der Duisburger Stadtverwaltung laut, die die Veranstaltung genehmigt hatte, die am 24. Juli 2010 stattfand. Die „Rheinische Post“, die in Düsseldorf erscheint, berichtete über einen Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft Duisburg, die weiterhin ermittelt, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Demnach hätte die Techno-Party auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs nicht genehmigt werden dürfen. Laut dem Bericht der Staatsanwaltschaft, der der Rheinischen Post vorliegt, haben Mitarbeiter der Stadtverwaltung Duisburg das Sicherheitskonzept des Veranstalters nicht ausreichend geprüft. Genannt wird in diesem Zusammenhang laut dem Zeitungsbericht explizit das Bauordnungsamt. Vorwürfe erhebt der Bericht aber offenbar auch gegen das Ordnungsamt, deren Mitarbeiter es am Tag der Veranstaltung versäumt haben sollen zu prüfen, ob der Veranstalter die Auflagen für eine Genehmigung erfüllt hatte. Laut dem Zeitungsbericht war die Genehmigung „rechtswidrig.“

Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen 16 Beschuldigte. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und der Veranstalter Rainer Schaller gehören nicht dazu. Einer der Beschuldigten ist laut „Rheinischer Post“ Polizist, vier seien Mitarbeiter der Eventagentur Lopavent und die übrigen elf Beschuldigten Beamte und Beschäftigte der Duisburger Stadtverwaltung. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte am Montag die Angaben.

So mussten das Duisburger Sozialticket und die Energieagentur noch ein wenig warten, während der Oberbürgermeister die letzte Ratssitzung für eine kurze Stellungnahme nutzte. „Nach wie vor gilt die Unschuldsvermutung für alle Beschuldigten“, sagte Sauerland. „Ich stelle mich an dieser Stelle ausdrücklich vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Und nach wie vor gilt auch: Die heute wieder zitierten Ermittlungserkenntnisse nehmen keine gerichtliche Bewertung vorweg.“ Am Vormittag hatte Sauerland im Gespräch mit dem Tagesspiegel bereits auf ein Gutachten verwiesen, dass die Stadt Duisburg Anfang September 2010 bei einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben hatte und das die Duisburger Verwaltung im Ergebnis entlaste. „Wir haben unser Verwaltungshandeln offen gelegt. Wir haben das einer großen Anwaltskanzlei zur Prüfung gegeben, und wir haben auf die Fragen im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags geantwortet“, sagte Sauerland. „Ich habe keinerlei Hinweise, dass das Verwaltungshandeln falsch war.“

Obwohl nicht persönlich gegen ihn ermittelt wird, steht der Bürgermeister ein knappes Jahr nach dem Unglück in der Stadt weiterhin unter Druck. Das Land Nordrhein-Westfalen hat erst kürzlich die Gemeindeordnung geändert, so dass nun eine direkte Abwahl des Stadtoberhauptes durch die Bürger möglich ist. Eine Bürgerinitiative sammelt seit einigen Wochen Stimmen, um ein Abwahlverfahren einzuleiten. Sauerland nutzte die letzte Ratssitzung vor der Sommerpause daher auch, um sich persönlich zu der Katastrophe zu erklären und entschuldigte sich erstmals bei Angehörigen und Betroffenen. „Als Oberbürgermeister dieser Stadt trage ich moralische Verantwortung für dieses Ereignis. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mich an dieser Stelle bei allen Hinterbliebenen und Geschädigten zu entschuldigen“, sagte er. Den Opfern und ihren Angehörigen gelte die Trauer, das Mitgefühl und der Respekt des Rates.

In dem Tunnel, der als Zugang zum Festivalgelände auf dem ehemaligen Güterbahnhof diente, war es vor einem Jahr zu einem Stau und anschließend zu einer Panik gekommen. Die meisten der 21 Toten starben an inneren Verletzungen.

Zur Startseite