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Panorama: Sexualstraftäter: Studie: Jeder fünfte wird rückfällig

Jeder fünfte wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Straftäter vergeht sich laut einer Studie erneut an jungen Menschen. Dies ist ein Ergebnis einer am Freitag in Berlin vorgestellten Untersuchung der Kriminologischen Zentralstelle von Bund und Ländern.

Jeder fünfte wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Straftäter vergeht sich laut einer Studie erneut an jungen Menschen. Dies ist ein Ergebnis einer am Freitag in Berlin vorgestellten Untersuchung der Kriminologischen Zentralstelle von Bund und Ländern. 47 Prozent der Straftäter werde nicht rückfällig.

Zu den 22 Prozent einschlägigen Rückfalltätern kommen noch 31 Prozent Sexualstraftäter, die nach ihrer Entlassung andere Delikte begingen. In der Langzeitstudie wurden insgesamt knapp 780 Fälle von Tätern untersucht, die im ersten Halbjahr 1987 wegen Kindesmissbrauchs, sexueller Gewaltdelikte und exhibitionischer Handlungen verurteilt worden waren.

Täter, die wegen besonders schweren sexuellen Missbrauchs verurteilt wurden, wurden zu elf Prozent rückfällig, erläuterte Mitautorin Jutta Elz. Die Quote wurde als besonders gering eingeschätzt. "Trotzdem ist jeder Fall einer zu viel", sagte Elz. Inzesttäter wurden laut Studie dagegen kaum rückfällig. Auffällig sei, dass Täter, deren "Strafkarriere" sehr früh begann, besonders häufig erneut Delikte begingen.

40 Prozent der als besonders gefährlich eingestuften Sexualstraftäter, die stationär in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht waren, begingen "recht schnell" nach ihrer Entlassung erneut Sexualdelikte. Als Ursache sieht die Studie, dass die Nachsorge nicht effektiv genug war oder bei der Entlassung falsche Prognosen gestellt werden. "Sozialtherapie ist der richtige Weg", betonte der Leiter der Zentralstelle, Rudolf Egg. Nach einem neuen Gesetz sollen ab 2003 bundesweit alle Sexualstraftäter mit mehr als zwei Jahren Haft sozialtherapeutisch betreut werden. Die derzeit etwa 400 Plätze für diese Täter sollen dann mindestens verdoppelt werden. "Ein behandelter Straftäter ist aber nicht weniger gefährlich als ein unbehandelter", warnte Egg vor überzogenen Erwartungen. Trotzdem sei abzusehen, dass die Zahl der Therapieplätze trotz Aufstockung nicht reichen werde, sagte Egg. In Nordrhein-Westfalen kämen deshalb schon jetzt externe Therapeuten in die Justizanstalten. Insgesamt stehen derzeit bundesweit rund 1000 Therapieplätze für Straftäter zur Verfügung.

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