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Panorama: Was uns die Sterne sagen

In Südafrika und Australien soll ein gewaltiger Antennenwald entstehen. Damit wollen Astronomen die Kindheit des Alls erforschen.

Während in Baku beim europäischen Sängerwettbewerb noch bis heute Abend um den ersten Platz gesungen wird, haben die Radioastronomen der Welt bereits am Freitag ihre Sieger gekürt. Jahrelang wurde diskutiert, an welchem Ort der Erde ein Verbund aus 3000 Parabolantennen errichtet werden soll, um damit den Kosmos mit bisher ungekannter Präzision zu erforschen. Am Schluss waren noch zwei Kandidaten für das „Square Kilometre Array“ (SKA) im Rennen: Australien und Südafrika. Gestern beschloss die Führung der SKA-Organisation, dass beide gewinnen und der Antennenwald auf beiden Kontinenten entstehen soll. Allerdings lässt sich aus dem Aufbauplan – von 2016 an werden die Schüsseln hauptsächlich in Afrika errichtet – herauslesen, dass der schwarze Kontinent etwas mehr Sieger ist als der rote.

Im Gegensatz zu klassischen Teleskopen, die Licht einfangen, spüren die SKA-Antennen Radiowellen auf. Diese werden beispielsweise von Sternen abgestrahlt. Sie sind aber auch wichtig, um besonders alte Objekte im Universum zu erforschen. Durch die fortwährende Ausdehnung des Alls werden nämlich alle elektromagnetischen Wellen im Lauf der Jahrmilliarden gestreckt – so wie die Schallwellen eines Martinshorns gestreckt werden, wenn ein Krankenwagen vorüberfährt und das Tatütata mit zunehmender Entfernung immer tiefer klingt. Wer das Entstehen und Wirken der ersten Sterne studieren will, kann mit einem optischen Teleskop wenig anfangen und muss sich den Radiowellen widmen.

Ein präzises Radioteleskop wie das SKA kann aber noch mehr. Die Forscher hoffen, damit der mysteriösen „Dunklen Energie“ auf die Schliche zu kommen, die dafür verantwortlich ist, dass sich der Kosmos immer schneller ausdehnt.

Doch Radiowellen sind schwer zu fassen. Um einigermaßen detaillierte Aufnahmen eines Himmelsgebietes zu machen, benötigt man riesengroße Schüsseln. Eine Alternative ist es, viele kleinere Antennen über eine große Fläche zu verteilen. Genau das ist der Plan beim SKA. Allerdings sind die Radiosignale aus dem All sehr schwach. In bewohnten Gegenden werden sie von vielen anderen Wellen aus Strom- und Handynetzen, von Autos und sogar Flugzeugen gestört. Darum wollen die Astronomen den größten Teil des Antennenparks fern der Zivilisation errichten. Nun geht es darum, Geldgeber für das 1,5 Milliarden Euro teure Projekt zu finden. Bisher sind acht Länder in der SKA-Organisation versammelt. Auch Deutschland will Vollmitglied werden. Eine Zusage zur Beteiligung am Aufbau sei damit aber noch nicht gemacht, heißt es im Bundesforschungsministerium.

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