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Wirtschaft: BER-Debakel erstmals vor Gericht

Berlin/Potsdam - Am heutigen Mittwoch beginnt die juristische Aufarbeitung des Debakels rund um den Flughafen BER. Vor der 4.

Berlin/Potsdam - Am heutigen Mittwoch beginnt die juristische Aufarbeitung des Debakels rund um den Flughafen BER. Vor der 4. Zivilkammer des Potsdamer Landgerichts soll erstmals über eine Klage verhandelt werden, die der damalige Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, Hartmut Mehdorn, eingereicht hat, um feststellen zu lassen, welchen Schaden der Airline durch die plötzlich abgesagte Eröffnung des Flughafens im Juni 2012 entstanden ist.

Über die Summe, die Air Berlin fordert, wurde lange spekuliert. Sie gilt auch als Indikator für andere Unternehmen, die Ansprüche anmelden wollen – von der Deutschen Bahn bis zum kleinen Ladenbetreiber. Am Montag teilte ein Gerichtssprecher mit: Air Berlin fordert 48 Millionen Euro für Schäden, die vom Zeitpunkt der geplanten Eröffnung bis Ende 2013 entstanden sind. Darin enthalten sind auch Einmalkosten, die etwa durch die damals nötigen Umstellungen von Flugtickets entstanden sind. Mit jedem Monat wird die Summe größer, hieß es bei Air Berlin am Dienstag.

Besonders skurril an dieser sonst ernsten Geschichte ist, dass Mehdorn Anfang 2013 seinen Posten bei Air Berlin verlor – und später ausgerechnet zum Geschäftsführer der Flughafengesellschaft berufen wurde. Seine Anwälte müssen ab heute also gegen eine Klage argumentieren, die er selbst eingereicht hat. Mehdorn hatte bei seinen jüngsten Auftritten keinen Hehl daraus gemacht, dass er eine außergerichtliche Einigung mit Air Berlin als Kunden des Flughafen befürwortet hätte. „Das hat die Hürde des Aufsichtsrates nicht genommen“, sagte er am Montag im BER-Sonderausschuss des Brandenburger Landtages. Zum bevorstehenden Prozess und die Streithöhe sagte er: „Wie immer fängt der eine von oben und der andere von unten an. Wir werden sicher über das Gericht einen Kompromiss haben, an dem sich alle orientieren müssen.“ Aus Sicht des Flughafens ist der Ausgang des Air-Berlin-Verfahrens ein Ausgang für andere Schadenersatzkonflikte. Mehdorns Nachfolger auf dem Air-Berlin-Chefsessel, Wolfgang Prock-Schauer, sieht das übrigens genauso. Er würde eine außergerichtliche Einigung vorziehen, sagte er bei einer Pressekonferenz auf dem BER-Gelände. kph/thm

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