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Kräfte bündeln. Gemeinsam mit der Bundeskanzlerin präsentierten vier Minister und vier Herren aus der Wirtschaft den Plattform-Bericht. Von links: Autopräsident Wissmann, BDI-Chef Keitel, der IG-Metall-Vorsitzende Huber und schließlich Plattformchef Kagermann.

© dpa

E-Mobility-Summit: Die Zukunft der Mobilität

300 Experten diskutieren beim Tagesspiegel über die Entwicklung alternativer Fahrzeugantriebe. Bei der Forschung und Entwicklung und auch bei der staatlichen Förderung wird zum Teil noch großer Nachholbedarf gesehen.

Berlin - Vertreter der deutschen Industrie haben den Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), der am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben wurde, begrüßt. Bei der Forschung und Entwicklung und auch bei der staatlichen Förderung wird zum Teil aber noch großer Nachholbedarf gesehen. Umweltverbände wie der ökologische Verkehrsclub VCD sprachen von einem „Fehlstart“ und kritisierten die Förderung durch den Bund. Der Automobilverband VDA bekräftigte die Zusage der Autohersteller „in den kommenden drei bis vier Jahren zehn bis zwölf Milliarden Euro in die Entwicklung alternativer Antriebe“ zu investieren. Die ergänzende staatliche Förderung von Grundlagenforschung bis zur Produktionstechnologie mit Pilotanlagen trage dazu bei, Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.

Einigen Branchenvertretern und Experten geht die Förderung allerdings nicht weit genug. Der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), der die wichtigsten Importmarken vertritt, plädiert für eine direkte Kaufprämie. „Ohne klare Anreizprogramme in Form einer Förderung privater und gewerblicher Kunden von mindestens 5000 Euro pro Fahrzeug wird das ambitionierte Vorhaben von Frau Merkel keinen Erfolg haben“, teilte der VDIK mit. Auch nach dem Willen von Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sollten Käufer von E-Autos rund 5000 Euro vom Staat bekommen. Dies sei nötig, „weil andere es auch tun“, etwa Frankreich und China, wie Künast am Montag auf dem eMobility-Summit des Tagesspiegels sagte.

Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, schloss eine Kaufprämie „momentan“ aus. Zunächst wolle die Regierung die Grundlagenforschung vorantreiben. „Wir wollen heute keinen Subventionswettlauf beginnen, das wäre der verkehrteste Weg, weil andere Länder dann auch loslegen.“ E-Fahrzeuge aus Deutschland müssten dadurch preiswerter werden, dass die Menschen sie kauften – nicht, weil sie subventioniert würden. Am kommenden Mittwoch will sich die Regierung mit der Förderung der Elektromobilität befassen.

Etwa die Hälfte der vom Bund bis 2013 zugesagten eine Milliarde Euro wird vom Bundesforschungsministerium getragen, sagte Wolf-Dieter Lukas, Abteilungsleiter Schlüsseltechnologien, am Montag bei der Tagesspiegel-Veranstaltung. Das Geld solle in die Materialforschung, ein Produktionstechnikprogramm sowie die Entwicklung effizienter Leistungselektroniksysteme für E-Autos fließen.

Das Regierungsprogramm ziele nicht nur auf die Grundlagenforschung, wie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Ernst Burgbacher (FDP), klarstellte. „Elektromobilität muss erfahrbar werden“, sagte er. „Wir müssen Lust auf E-Mobile machen.“ Helfen sollen dabei regionale Schaufenster, für die sich eine Handvoll der bislang 17 Modellregionen in den kommenden Monaten qualifizieren können – darunter Berlin. Kritisiert wird bisweilen, dass 500 Millionen Euro, die der Bund aus dem Konjunkturpaket II zur Förderung der E-Mobilität bereits zur Verfügung gestellt hatte, an mehr als 200 Einzelprojekte ausgereicht wurden. „Wir werden aus dem ersten Programm lernen“, versicherte Burgbacher.

„Probieren wir es einfach aus“, forderte Ruth Werhahn, Leiterin der Konzerninitiative Elektromobilität des Energieversorgers Eon, die Teilnehmer des Tagesspiegel-Summits auf. Industrie, Forschung und Politik dürften nicht länger „in die Glaskugel schauen“ – sie seien nun als „Geburtshelfer der Elektromobilität“ gefordert. Das Verfahren, mit Hilfe der NPE ein konkretes Arbeitsprogramm zu erstellen, sei aufwendig gewesen. „Aber es hat funktioniert“, so Werhahn.

Mitarbeit: Anke Myrrhe

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